Der anthropologische Blick
Es ist ein performativer Akt, eine Mischung aus Aktivismus und Poesie, die der belgische Künstler Francis Alÿs vollzieht. Mal schiebt er einen Eisblock durch die Straßen von Mexico-City. Insgesamt neun Stunden dauert die Performance und endet erst, als der Block unter der heißen Sonne über der Millionen-Metropole geschmolzen ist. Ein anderes Mal sieht man einen Mann die Straßen entlang schlendern, grauer Himmel, leichter Regen mit einem Drum-Stick in der Hand. Francis Alÿs spielt eine spontane Melodie auf den verschiedenen Zäunen in der Innenstadt von London.
Die Werke von Francis Alÿs sind Inszenierungen des Laufens. Mit ihnen zeigt er Grenzen auf und Konflikte. Das Musée cantonal des Beaux-arts de Lausanne zeigt unter dem Titel „As Long as I’m Walking“ noch bis zum 16. Januar 2022 eine Retrospektive seiner Werke aus den vergangenen 30 Jahren.
Kinderspiele als Inspiration
Ein zweites großes Thema für Francis Alÿs: Er sammelt und dokumentiert Kinderspiele. Mittlerweile sind das über 20 Videos aus verschiedenen Ländern wie Afghanistan, dem Irak, Mexiko oder Nepal. Es sind Videos von Kindern in einem irakischen Flüchtlingslager, die „Himmel und Hölle“ spielen oder in Mexiko „Schere, Stein, Papier“. Sie sprechen von einer Zeit, die langsam zu verschwinden scheint, denn die Straßen – zumindest in den westlichen Ländern –, werden immer mehr von Autos beherrscht, so der Künstler.
In der aktuellen Folge von „Kunst und Leben“, dem Podcast in Kooperation mit dem Monopol-Magazin, sprechen detektor.fm-Moderatorin Sara Steinert und Elke Buhr, Chefredakteurin von Monopol, über den belgischen Künstler Francis Alÿs. Es geht um seine Begeisterung für das Reisen, die weltverändernde Dimension von Spaziergängen und den Wert von Kinderspielen.