Ein Diner aus der Hölle
Wer sich das Musikvideo zu „L’aurore“ von Yeti Lane ansieht, der fühlt sich direkt an ein Kinoerlebnis aus den 90ern erinnert. Denn ebenso wie in „From Dusk Till Dawn“ von Quentin Tarantino und Robert Rodriguez beginnt alles ganz harmlos: Eine illustre Gruppe junger Erwachsener findet sich nach Feierabend im örtlichen Diner ein und genießt den Abend.
Es wird gegessen, getrunken und Dart gespielt. Auf einmal betritt eine Striptease-Tänzerin mit Totenkopfmaske die Bühne und zieht die Dinerbesucher in ihren Bann. Und die fangen direkt damit an, das Interieur kurz und klein zu kloppen. Dabei bleibt nicht nur kein Auge trocken, sondern auch keiner der Anwesenden am Leben.
Zeitlupe in der Puppenstube
Das Besondere am Video ist allerdings nicht sein Inhalt, sondern die Form: Es wurde komplett im Stop-Motion-Verfahren mit detaillierten Puppen gedreht. Und obwohl sich die Figuren in keiner Einstellung bewegen, fühlt sich der Zuschauer durch aufwendige Kamerafahrten wie im Hollywood-Film.
Das ist ein gigantischer Aufwand. Und man vermisst nichts. Keine Sekunde, in der sich die Figuren nicht bewegen, hat man das Gefühl, keinen richtigen Film zu sehen. Und das ist schon etwas ziemlich einzigartiges. Hab‘ ich so noch nie gesehen! – Maurice Gadja, Musikvideo-Experte
Diese Liebe zum Detail kostet nicht nur Nerven, sondern auch Zeit – und so erklärt sich, dass das Musikvideo zu „L’aurore“ erst ein Jahr nach Erscheinen des Songs veröffentlicht wurde.
Die Hoffnung bleibt zurück
Das Restaurant im Video trägt den Titel „Pandora Diner“ und dieser Titel kommt nicht von ungefähr. Denn wie im griechischen Mythos von Hesiod werden auch in „L’aurore“ alle erdenklichen Leiden der Menschheit entfesselt – und nur die Hoffnung bleibt am Ende zurück.
Über die Verwebung von Puppentheater, griechischer Mythologie und brachialer Gewalt hat detektor.fm-Moderator Christian Eichler mit unserem Musikvideo-Experten Maurice Gadja gesprochen.