Autorin mit Blick aufs große Ganze
Daniela Dröscher, geboren 1977, ist Autorin und Kuratorin. Sie hat Germanistik, Philosophie und Anglistik sowie Szenisches Schreiben studiert. Sie schreibt Prosa, Essays und Texte für die Bühne. Bekannt ist sie auch als Roman-Schriftstellerin. Mit „Die Lichter des George Psalmanazar“ hat sie 2009 ihren ersten Roman veröffentlicht, gefolgt von dem Erzählband „Gloria“ und dem Roman „Pola“. In ihrer Autobiografie „Zeige deine Klasse“ erzählt Dröscher von ihrer sozialen Herkunft und damit zugleich von großen gesellschaftlichen Problemen wie Klassenunterschiede. Auch in ihrem neuen Buch ,,Lügen über meine Mutter“ geht Dröscher weit über das Private hinaus. Die Geschichte über ihre Kindheit und ihre Mutter lässt sich beispielhaft für patriarchale Gesellschaftsstrukturen lesen. ,,Lügen über meine Mutter“ stand, neben Kim de l’Horizons „Blutbuch“, auf der Shortlist für den Deutschen Buchpreis.
Kindheit im Korsett
„Lügen über meine Mutter“ ist zweierlei zugleich: die Erzählung einer Kindheit im Hunsrück der 1980er, die immer stärker beherrscht wird von der fixen Idee des Vaters, das Übergewicht seiner Frau wäre verantwortlich für alles, was ihm versagt bleibt: die Beförderung, der soziale Aufstieg, die Anerkennung in der Dorfgemeinschaft. Und es ist eine Befragung des Geschehens aus der heutigen Perspektive: Was ist damals wirklich passiert? Was wurde verheimlicht, worüber wurde gelogen? Und was sagt uns das alles über den größeren Zusammenhang: die Gesellschaft, die ständig auf uns einwirkt, ob wir wollen oder nicht? Schonungslos und eindrücklich lässt Daniela Dröscher ihr kindliches Alter Ego die Jahre, in denen sich dieses „Kammerspiel namens Familie“ abspielte, noch einmal durchleben. Ihr gelingt ein ebenso berührender wie kluger Roman über subtile Gewalt, aber auch über Verantwortung und Fürsorge. Vor allem aber ist dies ein tragikomisches Buch über eine starke Frau, die nicht aufhört, für die Selbstbestimmung über ihr Leben zu kämpfen. – Kiwi-Verlag.
detektor.fm-Moderatorin Jessica Hughes hat die Autorin Daniela Dröscher gefragt, was ihr Roman über die Gesellschaft der 1980er Jahre und der heutigen sagt.