Literat und Lektor: Hanns-Josef Ortheil und Klaus Siblewski
Das Sprechen hat Hanns-Josef Ortheil erst mit sieben Jahren gelernt. Doch das hinderte ihn nicht, ein preisgekrönter Autor und Journalist zu werden. Er studierte unter anderem Musikwissenschaft, Kunstgeschichte und Vergleichende Literaturwissenschaft in Göttingen, Rom und Paris. Heute ist Ortheil auch als Dozent tätig.
Klaus Siblewski arbeitet vor allem als Herausgeber und Lektor. Außerdem unterrichtet er am Institut für Literarisches Schreiben und Literaturwissenschaft an der Universität Hildesheim. Das ist eben jenes Institut, zu dessen erstem Direktor Hanns-Josef Ortheil 2008 ernannt wurde.
„Die ideale Lesung“ ist nicht das erste gemeinsame Projekt von Siblewski und Ortheil. Bereits in „Wie Romane entstehen“ arbeiteten sie zusammen. Und auch dem neuen Buch merkt man an, dass die unterschiedlichen Perspektiven der Herausgeber dem Werk gut tun.
„Die ideale Lesung“ – worum geht’s?
Die Autoren- oder Dichterlesung ist ein altmodischer, fast archaischer Ritus, der Erzählen und Poesie wieder an ihre Anfänge (den öffentlichen Auftritt des Sängers) zurückführt. Die Zahl der Lesungen hat sich jedoch in Deutschland seit etwa zwanzig Jahren vervielfacht, Literaturfestivals boomen wie nie zuvor. Höchste Zeit also, danach zu fragen, wie sich die Autorinnen und Autoren heutzutage die ideale Lesung vorstellen.
Ein kurioses Dokument aus dem Nachlass Ernst Jandls hat die Herausgeber zu diesem Band inspiriert: Ein Katalog mit akribisch aufgelisteten Forderungen, die der für seinen wirkungsstarken Vortrag berühmte Wiener Lyriker den Veranstaltern seiner Lesungen vorab zukommen ließ. Im Blick auf Jandls Text präsentieren 22 Autorinnen und Autoren auf humorvolle und pointierte Weise ihre Entwürfe einer idealen Lesung. – Dieterich’sche-Verlagsbuchhandlung Mainz
detektor.fm-Moderator Claudius Nießen hat auf der Frankfurter Buchmesse mit Hanns-Josef Ortheil und Klaus Siblewski über die ideale Lesung gesprochen.