Inger-Maria Mahlke, die Preisträgerin
Inger-Maria Mahlke hat viele Urlaube auf Teneriffa verbracht. Jetzt lebt sie in Berlin, aber Teneriffa ist ihr gerade wieder sehr nah. Denn mit „Archipel“ ist Mahlkes Teneriffa-Roman mit dem Deutschen Buchpreis prämiert worden. Darin schildert sie 100 Jahre Familien- und Sozialgeschichte der Insel. In der Begründung der Jury heißt es: „Das Alltagsleben, eine beschädigte Landschaft, aber auch das Licht werden in der Sprache sinnlich erfahrbar.“
Es ist nicht sinnvoll, Literatur zu schaffen, die noch niedrigschwelliger und unterhaltender ist. Netflix kann das besser. Es ist wichtig, sich darauf zu besinnen, was Kunst kann und Netflix oder Joghurt – auch wenn es in der Werbung versprochen wird – nicht kann: existenzielle Erfahrungen und eine andere Sicht auf die Welt zu ermöglichen. – Inger-Maria Mahlke
„Archipel“ – worum geht’s?
Es ist der 9. Juli 2015, vierzehn Uhr und zwei, drei kleinliche Minuten. In La Laguna, der alten Hauptstadt des Archipels, beträgt die Lufttemperatur 29,1 Grad. Der Himmel ist klar, wolkenlos und so hellblau, dass er auch weiß sein könnte“. Damit fängt es an. Und mit Rosa, die zurückkehrt auf die Insel und in das heruntergewirtschaftete Haus der vormals einflussreichen Bernadottes. Rosa sucht. Was, weiß sie nicht genau. Doch für eine Weile sieht es so aus, als könnte sie es im Asilo, dem Altenheim von La Laguna, finden. Ausgerechnet dort, wo Julio noch mit über neunzig Jahren den Posten des Pförtners innehat. Julio war Kurier im Bürgerkrieg, war Gefangener der Faschisten, er floh und kam wieder, und heute hütet er die letzte Lebenspforte der Alten von der Insel. Julio ist Rosas Großvater. Von der mütterlichen Seite. Einer, der Privilegien nur als die der anderen kennt. – Rowohlt.
detektor.fm-Moderator Christian Bollert hat mit Inger-Maria Mahlke über ihren ausgezeichneten Roman gesprochen.
Redaktion: Thomas Oysmüller