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N99 | John von Düffel über eine zerrissene Familie und eine große Leere

„Sterben in der Familie ist ein bisschen wie Weihnachten“

In John von Düffels Buch „Die Wütenden und die Schuldigen“ begeben sich die Mitglieder einer zerrissenen Familie auf die Suche nach den Leerstellen in ihrer eigenen Biografie.

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John von Düffel: Dramaturg und Autor

John von Düffel, Jahrgang 1966, hat Philosophie und Volkswirtschaft studiert, seine Promotion legte er schließlich über die Erkenntnistheorie ab. Lange arbeitete von Düffel als Dramaturg und Autor an Theatern in Stendal, Oldenburg, Basel und Bonn. Seit 2009 arbeitet er als Dramaturg am Deutschen Theater Berlin und ist Professor für Szenisches Schreiben an der Berliner Universität der Künste. Neben zahlreichen Theaterstücken, wie zuletzt „Alle sechzehn Jahre im Sommer“ oder „Das permanente Wanken und Schwanken von eigentlich allem“, veröffentlicht er Romane und Erzählungsbände. Bei DuMont ist „Vom Wasser“ (1998) erschienen, zuletzt „Wasser und andere Welten“ (Neuausgabe 2021). Seine Werke wurden unter anderem mit dem aspekte-Literaturpreis und dem Nicolas-Born-Preis ausgezeichnet. Sein Buch „Die Wütenden und die Schuldigen“ ist im Juli 2021 erschienen.

Für mich ist die hoffnungsvollste Geschichte die von der Suche nach den Leerstellen in der eigenen Biografie und dem Netzwerk von Schuld, die ein Leben durchzieht. Auch wenn die Entdeckungen, die dann gemacht werden, nicht schön sind, führen sie doch zu einer Form der Erkenntnis.

John von Düffel

Die Verschwundenen

März 2020: Ein protestantischer Pfarrer in der Uckermark, der dem Tod ins Auge blickt. Eine Anästhesistin der Charité, die mit einem Rabbi zusammen in Quarantäne gerät. Ein Kunststudent, der heillos in seine Professorin verliebt ist und in eine Welt der Betäubung abdriftet. Und Selma, die Enkelin, Tochter und Schwester der Genannten, die diese Familie irgendwie zusammenhalten soll – keine leichte Aufgabe in Zeiten von Kontaktbeschränkungen und Abstandsregeln, in denen Distanz zur Tugend wird und Nähe zum Problem.
Die vier auseinandergerissenen Familienmitglieder sind weniger durch Ähnlichkeit miteinander verbunden als durch eine gemeinsame Leerstelle: Holger, Pfarrerssohn, Ex-Mann und Vater der Protagonisten befindet sich nach einem Suizidversuch in einer Klinik und ist nunmehr so gut wie unerreichbar. Für jede der Figuren bedeutet er eine Lücke, einen Phantomschmerz der anderen Art. Doch Holger ist nicht der einzige Abwesende, der im Leben der Familienmitglieder viel präsenter ist, als sie es wahrhaben wollen. Die Verschwundenen – Lebende wie Tote – und die Wut- und Schuldgeschichten, die zu ihnen führen, kommen immer mehr zum Vorschein in dieser extremen, brennglasartigen Zeit. – DuMont

detektor.fm-Moderator Claudius Nießen spricht mit John von Düffel über seinen neuen Roman „Die Wütenden und die Schuldigen“ und die Zerrissenheit einer Familie.

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