Lukas Rietzschel, ein Autor der Stunde
Lukas Rietzschel ist 1994 in der Oberlausitz geboren. Er hat die Zustände im Osten nach der Wende an der eigenen Haut erfahren. Zur Literatur fand er durch Tolstojs Anna Karenina – das Buch wurde ihm in einem Internetforum empfohlen, als er Liebeskummer hatte. Da war er 16.
Nach der Weltliteratur kam das Studium der Politik und Germanistik in Kassel, außerdem zog es ihn für ein Kulturmanagement-Studium nach Görlitz. Jetzt baut er dort das Literaturhaus in der alten Synagoge mit auf, als Ort der Begegnung. Tolstoj würde das bestimmt freuen.
Literatur kann den Sprung in eine andere Lebenswirklichkeit leisten. Du gehst an eine Figur ran und dann bleibst du bei dieser Figur, ob du die nun magst oder nicht. Aber du bist dieser Figur ausgesetzt und bist in deren Lebensrealitäten. Das kann weder der Journalismus noch ein Sachbuch leisten. […] Dass du da bist, wo du nicht hingehörst. – Lukas Rietzschel
„Mit der Faust in die Welt schlagen“ – worum geht’s?
Philipp und Tobias wachsen in der Provinz Sachsens auf. Im Sommer flirrt hier die Luft über den Betonplatten, im Winter bricht der Frost die Straßen auf. Der Hausbau der Eltern scheint der Aufbruch in ein neues Leben zu sein. Doch hinter den Bäumen liegen vergessen die industriellen Hinterlassenschaften der DDR, schimmert die Oberfläche der Tagebauseen, hinter der Gleichförmigkeit des Alltags schwelt die Angst vor dem Verlust der Heimat. Die Perspektivlosigkeit wird für Philipp und Tobias immer bedrohlicher. Als es zu Aufmärschen in Dresden kommt und auch ihr Heimatort Flüchtlinge aufnehmen soll, eskaliert die Situation. Während sich der eine Bruder in sich selbst zurückzieht, sucht der andere ein Ventil für seine Wut. Und findet es. – Ullstein
detektor.fm-Moderator Claudius Niessen hat sich auf der Buchmesse mit Lukas Rietzschel über sein Buch „Mit der Faust in die Welt schlagen“ und seine Erfahrungen unterhalten.
Redaktion: Thomas Oysmüller