Aufstieg und Fall
Michel Friedman wurde 1956 als Kind von Holocaust-Überlebenden in Paris geboren. 1965 zog die Familie nach Frankfurt am Main und kehrte damit in das Land der Täter zurück. Bekannt ist Friedmann als streitbarer Publizist und Philosoph. Viel Beachtung fand er als Talkshow-Moderator. Bis 2003 war er CDU-Politiker und stellvertretender Vorsitzender des Zentralrats der Juden in Deutschland. Doch dann musste Friedmann nach einem Drogenskandal zurücktreten.
Inzwischen arbeitet er als Honorarprofessor für Immobilien- und Medienrecht an der Frankfurt University of Applied Sciences. Außerdem moderiert er bei der Deutschen Welle Sendungen wie „Conflict Zone“ und „Auf ein Wort … mit Michel Friedman“. Nun hat Friedman mit seinem Buch ,,Fremd“ eine Biografie veröffentlicht. Seine Lebensgeschichte hat er als langes Gedicht niedergeschrieben.
Beängstigende Fremde
Ein Kind, voller Furcht, kommt nach Deutschland – ins Land der Mörder, die die Familien seiner Eltern ausgelöscht haben. Hier soll es Wurzeln schlagen, ein Leben aufbauen. Das Kind staatenloser Eltern tut, was es kann. Es will Kind sein. Es will träumen. Es will leben. Doch was es auch erlebt, sind Judenhass, Rassismus und Ausgrenzung – und eine traumatisierte Kleinfamilie, die es mit Angst und Fürsorge zu ersticken droht. Mit großem Gespür für Zwischentöne und einer kunstvoll verdichteten Sprache zeichnet Friedman das verstörende Bild der Adoleszenz in einer als fremd und gefährlich empfundenen Welt. Das berührende Kaleidoskop eines existenziellen Gefühls, das seziert werden muss, damit es die Seele nicht auffrisst. — Pieper
Wie es ist, mit dem Gefühl aufzuwachsen, nicht dazuzugehören und sich das ganze Leben lang fremd zu fühlen, darüber spricht detektor.fm-Moderator Thilo Sauer mit Michel Friedman.