Literaturkritik unter digitalen Bedingungen
Der Literaturbetrieb ist nicht erst seit der digitalen Wende im Umbruch. Doch mit dem Internet und den neuen Möglichkeiten des Publizierens verändert sich vor allem der Wert der Rezension und damit auch die Literaturkritik selbst. Denn kommentieren kann und darf nun jeder. Dadurch beschränken sich Rezensionen schon lange nicht mehr nur auf den akademischen Raum. Blogs und anderen Medien machen es möglich: Theoretisch kann jeder zum Literaturkritiker werden. So verändert sich die publizierte Literatur, ihre Kritik, aber eben auch die Gesellschaft an sich.
Komprimiertes Wissen
Vielleicht geht die Veränderung in der Literaturszene vor allem von gesellschaftlichen Veränderungen aus. Denn Literatur erhält weniger Aufmerksamkeit als noch vor ein paar Jahrzehnten. Das Ansehen von Literatur und dessen Verarbeitung geht zurück. Unser Alltag wird schnelllebiger und Internetplattformen wie getabstract werben mit komprimiertem Wissen. Literaturzusammenfassungen und -kritik zusammengestaucht und als Flatrate.
Aber wie sehr beeinflusst die Kritik nach wie vor die Verkaufszahlen und wie steht es um das Verhältnis zwischen Kritikern und Verlagen, und wie passen Literaturblogs in diese Welt? Diese Fragen und noch einige mehr haben mojoreads im Rahmen der Frankfurter Buchmesse mit vier Kritikern aus dem Literaturbetrieb besprochen. Berit Glanz ist Autorin und Dozentin an der Universität Greifswald. Katharina Herrmann ist Bloggerin bei 54books. Ekkehard Knörer ist Redakteur bei Merkur. Phillipp Theisohn ist Literaturkritiker und Dozent an der Universität Zürich.
Redaktion: Thomas Oysmüller