Philipp Weiss, der Ehrgeizige
Philipp Weiss ist kein Mensch, der sich mit den einfachen Dingen des Lebens zufriedengibt. Er hat nicht nur Germanistik, sondern gleich auch Philosophie und Deutsch als Fremdsprache studiert. Um sein Wissen auch an andere weiterzugeben, hat er 2008 an der Universität in Baku gelehrt. Lange hat es ihn aber nicht in Aserbaidschan gehalten, mittlerweile lebt Weiss wieder in Wien.
Der Autor hat aber nicht nur drei Fächer studiert, er hat auch gleich fünf Bücher geschrieben – als Debütroman. Auf mehr als 1 000 Seiten erzählt Philipp Weiss in „Am Weltrand sitzen die Menschen und lachen“ über den Ursprung der Menschen und Katastrophen wie den Atomunfall in Fukushima oder den Klimawandel. Sein Ehrgeiz wurde bereits gewürdigt. Noch vor Veröffentlichung der Reihe hat er den Literaturpreis der Jürgen Ponto-Stiftung erhalten.
Viel problematischer finde ich die Trennung von Wissen und Handeln: All diese Menschen, die eigentlich wissen, dass wir gerade vom 30. Stockwerk gesprungen sind, und irgendwie noch den naiven Glauben haben, bis wir unten aufkommen, wird uns schon noch irgendetwas einfallen. Die Literatur kann uns Imaginationsräume eröffnen, die für uns wie die Gefahr unmittelbar werden und auf die wir dann hoffentlich reagieren können. – Philipp Weiss
„Am Weltrand sitzen die Menschen und lachen“ – worum geht’s?
Die siebzehnjährige Paulette erlebt im Jahr 1871 den Aufstand der Pariser Kommune, bereist als eine der ersten europäischen Frauen das Japan der Meiji-Ära und liegt über hundertdreißig Jahre im Eis der französischen Alpen geborgen. Die Klimaforscherin Chantal, ihre Ururenkelin, folgt ihren Spuren nach Fernost. Sie entwirft eine zynische Geschichte des Universums und entflieht zugleich einer Liebe und deren umstülpender Kraft. Der von ihr zurückgelassene Künstler Jona begibt sich auf die Suche, findet in Japan aber nicht Chantal, sondern eine vielfache Katastrophe: ein Erdbeben, eine Welle, einen Atomunfall. Der neunjährige Akio läuft tagelang durch zerstörtes Gebiet. Trost findet er bei Satoshi, einem obdachlosen Tagelöhner und AKW-Nomaden, der langsam an den Folgen der Strahlung stirbt. Durch einen Phantomschmerz getrieben, irrt die junge Japanerin Abra durch Tokio und verliert sich in den einsamen Schleifen ihres virtualisierten Selbst. – Suhrkamp Verlag
detektor.fm-Moderator Thilo Körting hat sich mit Philipp Weiss über sein fünfbändiges Werk unterhalten.