Ghostbusters, Ninja Turtles, Transformers: Alle paar Monate poppt ein neues Reboot mit Stoff aus den Achtzigern auf. Und da reden wir noch gar nicht von Tennissocken, Turnbeuteln, mit Weltraumkatzen bedruckten Sweatshirts und der wiederentdeckten Liebe zu 80er-Hits auf WG-Partys. Als dann „Stranger Things“ angekündigt wurde, waren die Reaktionen im Wesentlichen zwiegespalten. Retro-Fans jubelten. Solche, die das nicht sind, dachten: nicht schon wieder.
Die Referenzen jedenfalls sind reich gesät: an Erinnerungen an E.T. mangelt es ebenso wenig wie an Stephen King oder das Kultspiel „Dungeons and Dragons“. Die Autos, die Kleidung, die Einrichtung und die ganze Stimmung der Serie – all das transportiert die Zeit vor drei Jahrzehnten perfekt. Aber der eigentliche Kracher, und da sind sich Fans einerseits und „das Netz“ (TM) andererseits einig: ist die Musik.
So sehen das auch Gregor Schenk und Marcus Engert und erklären detektor.fm-Moderator Christian Eichler, warum.
Jobs gekündigt für „Stranger Things“
Die Erfinder der Serie, die Brüder Matt und Ross Duffer, hatten von Beginn an einen Plan, wie „Stranger Things“ klingen soll: inspiriert von John Carpenter fiel die Wahl auf elektronische Synthie- und New-Wave-Klänge. Für den Pitch bei Netflix wählten sie einen Track der Band „S U R V I V E“ aus Austin. Keine schlechte Wahl scheinbar, denn der Pilot setzte sich bei Netflix durch.
Als es dann daran ging, die Musik für die Serie selbst zu komponieren, entschieden sich die Produzenten-Brüder, Kyle Dixon und Michael Stein, die Köpfe hinter „S U R V I V E“, einfach direkt anzurufen. Sie baten die beiden Musiker, Themes für die Charakter der Serie, allen voran das unbekannte Monster und den Hauptcharakter Eleven, zu komponieren. Stein und Dixon lieferten – und wurden sofort eingestellt. Sie kündigten sogar ihre Jobs, um in Vollzeit an der Musik für „Stranger Things“ zu arbeiten. Mehr als 13 Stunden Musik entstanden, noch bevor die Hauptrollen besetzt waren.
Den beiden Produzenten hatten Stein und Dixon Demotapes geschickt, die diese zusammen mit den Bewerbervideos der Darsteller anschauten. Dem Rolling Stone erzählten sie später, das habe entscheidenden Einfluss auf die äußerst gelungene Besetzung der Serie gehabt.
Herausgekommen ist jedenfalls mehr als nur Retro und Nostalgie. Denn das Synthwave-Genre bekommt schon seit einigen Jahren immer mehr Aufmerksamkeit. Als der Trailer für „Stranger Things“ veröffentlicht wurde, häuften sich dann auch sofort die Kommentare zum dort gespielten Main Theme. Netflix hat jedenfalls bereits reagiert und eben angekündigt, man wolle den Soundtrack zur Serie veröffentlichen: 36 Titel sollen am 19. August erscheinen.
011 Songs für Fans von „Eleven“
Wer nicht bis zum 19. August warten mag oder tiefer in das Synthwave-Genre einsteigen möchte, für den haben wir uns hingesetzt: Hier kommen elf Tipps für Fans von „Eleven“.
1. The Midnight – Days of Thunder
„‚The Midnight‘ ist unser Versuch, die Zeit unter einer Glaskugel zu konservieren“ – das sagen Tim McEwan, Produzent aus Dänemark, und Tyler Lyle, Sänger und Songwriter aus Georgia. Zusammen sind sie „The Midnight“, haben eine Schwäche für das Saxophon, leben in Los Angeles und haben eben ihr zweites Album veröffentlicht.
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2. Miami Nights 1984 – Ocean Drive
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3. S U R V I V E – Hourglass
„S U R V I V E“ sind die eigentlichen Helden in dieser Liste, denn sie verantworten den Soundtrack von „Stranger Things“. Hinter der Band aus Texas stecken Kyle Dixon und Michael Stein. für „Stranger Things“ haben beide ihre Jobs gekündigt, noch bevor die Hauptrollen besetzt waren.
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4. Timecop1983 – Lovers (feat. Seawaves)
Hinter Timecop1983 steckt Jordy Leenaerts, ein niederländischer Künstler, der überraschenderweise 1983 geboren worden ist und seinen Musikstil als Dreamwave beschreibt. Etwas nostalgisch ist das, immer entspannend, nie aufgeregt – vor allem aber liefert Timecop1983 seit Jahren einen Knaller nach dem anderen ab.
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5. Lifelike – So Electric
Laurent Ash war Bassist in einer kleinen Schülerband. Heute ist der Produzent und DJ einer der wichtigen Köpfe in dem Genre, dass er selbst „nu-disco“ nennt. Seine erste EP hat der Franzose 2011 veröffentlicht.
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6. Waveshaper – Crystal Protocol
Waveshaper heißt im echten Leben Tom Anderssohn und ist ein Synthwave-Artist aus Stockholm in Schweden.
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7. Powder Slut – Bad boys dance too
Kommt aus Italien, heißt im bürgerlichen Leben Yana Mesha und als „Powder Slut“ produziert die Musikerin etwas, das man vielleicht am ehesten als „Dark Synth“ beschreiben könnte. Lange gab’s nur vier einzeln veröffentlichte Tracks – dieses Jahr erschien dann mit „Kaleidoscope“ ein überragendes erstes Album.
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8. VHS Dreams – Vice Point
Aus Límni in Griechenland kommend hat „VHS Dreams“ 2015 eine EP veröffentlicht, die eine gewisse Aufmerksamkeit in der Szene erlangte. Denn: Sie ist sehr gut. „Trans AM“ heißt sie, was eines der schönsten Autos aus den Achtzigern ist. Über den Trans AM schwärmen die Menschen heute noch, von der VHS-Videokassette eher nicht mehr.
https://www.youtube.com/watch?v=HZ28lC55VYc
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9. Symmetry – City of dreams
Hinter „Symmetry“ steht Johnny Jewel, ein amerikanischer Produzent und unter anderem Mitglied der Bands Chromatics and Glass Candy. „Symmetry“ sollte eigentlich der Soundtrack für „Drive“ mit Ryan Gosling werden. Doch dann kickte man ihn raus, weil man lieber einzelne Italo-Disco-Synthie-Künstler im Film haben wollte. Also entschied sich Johnny Jewel, die Tracks einzeln zu veröffentlichen: auf drei LPs mit dem Namen „Themes for an Imaginary Film“.
10. Droid Bishop – Nightland
James Bowen kommt aus Los Angeles und sagt von sich selbst: Er sehe sich eher als Androiden denn als Menschen, und zöge es darum vor, robotische und synthetische Klänge zu verarbeiten, weil er sich im maschinellen Arbeiten wohler fühlt. Ergebnis: klappt!
https://www.youtube.com/watch?v=_wQR-jgw7PI
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11. The Outrunners – Diamonds
Das Duo Pierre De La Touche und Stephen Falken aus Nantes haben 2013 das Album „Originals“ veröffentlicht. Seitdem kam von dort nichts mehr – leider!
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Wer noch tiefer in die Retro- und Synthwave-Welten eintauchen will, und beispielsweise Perlen wie „Futurecop!“ oder „Lazerhawk“ kennenlernen möchte, kann das zum Beispiel mit dem „Drive Radio“ tun oder über die Webseite, den Youtube-Kanal oder das Twitter-Profil von „New Retro Wave“.
Den Soundtrack zur Serie „Stranger Things“ übrigens hat Netflix selbst als Spotify-Playlist veröffentlicht: