Überholte Rollen
Kleine Jungs wollen Fußballstars werden und kleine Mädchen Ballerinas. Diese Einteilung ist sexistisch, aber in vielen Fällen sicher wahr. Schließlich werden vielen Kindern diese Bilder vorgelebt. Doch der Protest gegen Sexismus nimmt in der Öffentlichkeit zu.
Inzwischen ist die Sexismus-Debatte auch in der Hochkultur angekommen. Gegenstand der Kritik ist das klassische Ballett.
Der klassische Tanz hat dort noch einiges aufzuholen, was auch gerade Themen betrifft. (…) Denn der klassische Tanz hat Ausdrucksmöglichkeiten, die weit über das hinausgehen, was man bisher gesehen hat. – Birgit Scherzer, Choreografin und Ballettdirektorin
Sexistische Narrative
Dabei geht es vor allem um die Reproduktion konservativer Rollenbilder. Während die weiblichen Protagonistinnen in klassischen Ballett-Inszenierungen oft zart, anmutig und hilflos sind, ist Stärke dem männlichen Part vorbehalten. Die Frau als Opfer und auch Vergewaltigungen sind häufige Motive von Ballett-Inszenierungen. Ebenso bei zeitgenössischen Stücken, spielt Gewalt gegen Frauen noch eine große Rolle. Dabei wäre es durchaus möglich, diese Motive kritisch zu thematisieren.
Die Verteidiger des traditionellen Balletts argumentieren, dass Ballett eine klassische Linie habe und Geschlechter-Gleichberechtigung eben kein Teil dieser Welt sei.
Im Tanz geht es vorwiegend um Emotionen. Tanz, für mich zumindest, hat intellektuell, ich will nicht sagen Grenzen, aber hat andere Prämissen, die Tanz natürlich auch so besonders machen. (…) Kunst muss frei sein. Und auch diese Sexismus-Debatte muss so geführt werden, dass Kunst immer frei sein darf. Und nicht wegen einem gespreizten Bein der ganze Tanz in Misskredit gerät. – Birgit Scherzer
Über Sexismus im Ballett hat detektor.fm-Moderator Eric Mickan mit Birgit Scherzer gesprochen. Sie ist freischaffende Choreografin und Ballettdirektorin.
Redaktion: Eva-Josephine Weber