Das mit Weltmusik, Afrika-Impressionen und ein paar komischen Einlagen garnierte Hohelied auf die Herrschaft illustriert eine Führer-Phantasie, die schaudern macht. Disney feiert einen Reichsparteitag der Tiere, wie er im Lehrbuch für Propagandafilme stehen könnte. Dieselbe bombastische Inszenierung mit Lebendfiguren würde die Filmkritik wohl kaum zu Vergleichen mit Bambi und Hamlet animieren.
Das ist kein aktueller Twitter-Post, nein, so hat DIE ZEIT 1995 über den vielleicht größten Disney-Klassiker geschrieben. Die Geschichte ist altbekannt: Der kleine Löwe Simba erlebt den tragischen Tod seines Vaters Mufasa, der als König der Löwen über die Tiere der Savanne herrscht.Dessen Bruder Scar ergreift die Macht und treibt den Neffen Simba ins Exil, der dort ein zunächst unbeschwertes Leben mit den Hippies Timon und Pumba verbringt. Schließlich reißt ihn seine Kindheitsfreundin und große Liebe Nala aus diesem Taumel, denn Simba muss sich seines Erbes bewusst werden, Scar vom Löwenfelsen vertreiben und neuer Herrscher über die Tierwelt werden.
Wo ist das Problem?
„Diese Geschichte bleibt faschistisch, und kein Remake kann das ändern“ hat Dan Hassler-Forest kürzlich dazu in der Washington Post geschrieben. Aber ist das wirklich so? Ist der „König der Löwen“ ein faschistisches Bollwerk oder ein harmloser Kinderfilm?
Christian Eichler bespricht das in dieser Folge „shots“ mit dem Filmkritiker Wolfgang M. Schmitt und dem Filmwissenschaftler Christoph Dobbitsch. Außerdem interviewt er den Faschismus-Experten Wolfgang Wippermann von der FU Berlin zur Frage, wie Faschismus überhaupt definiert wird.
Redaktion: Alina Metz
shots – Der kritische Film-Podcast
Jede Woche zankt sich detektor.fm-Filmkritiker Christian Eichler mit Freunden und Kolleginnen über einen aktuellen Film. Dabei ist es egal, ob der im Kino, auf Netflix oder im Fernsehen anläuft. Angedickt wird das Ganze durch ein hintergründiges Interview und einen kurzen Überblick über weitere Kino- und Streaming-Starts.