Raus aufs Meer
2016 hat sich in Dresden eine NGO gegründet, die Großes vorhatte. Sie wollte aufs Mittelmeer fahren und dort Geflüchtete vor dem Ertrinken retten. Mittlerweile hat „Mission Lifeline“ das umgesetzt: Mit ihrem gecrowdfundeten Schiff konnten die Seenotretter über tausend Menschen vor dem Ertrinken bewahren. Im Juni 2018 ist ihr Schiff in Malta beschlagnahmt und ihr Kapitän Claus-Peter Reisch angeklagt worden. Letzte Woche ist der Prozess zu Ende gegangen: Reisch soll 10.000 Euro Strafe zahlen, das Schiff sei nicht richtig registriert worden. Er ist in Berufung gegangen.
Montags in Dresden
Dass „Mission Lifeline“ gerade aus Dresden kommen, der Stadt, die Pegida emporbrachte, ist einerseits konsequent und andererseits zutiefst ironisch. Der Film „Die Mission der Lifeline“ von Luise Baumgarten und Markus Weinberg, der seit Donnerstag in wenigen deutschen Kinos läuft, verdeutlicht diesen Widerspruch.
Während die einen versuchen, Menschen vor dem Ertrinken zu retten, brüllen ihre Nachbarn sie nieder, klagen sie sogar vor Gericht an, Schlepper zu sein. Dieser Gegensatz wird im Film eindrucksvoll portraitiert, lässt uns aber eines vergessen: Pegida ist ja gar nicht Schuld am Ertrinken der Menschen im Mittelmeer.
Es ist ja so: Natürlich vergiften Pegida und Co das politische Klima. Momentan ist es aber noch so, dass sie nicht an den entsprechenden Hebeln in Brüssel und der EU sitzen. Der eigentliche Gegner sitzt aber in Brüssel, bei den Regierungschefs der EU-Staaten. Also: Die EU lässt Menschen sterben. Oder um es noch schärfer auszudrücken: Die EU sorgt dafür, dass Menschen sterben. – Wolfgang M. Schmitt, Die Filmanalyse
Über „Die Mission der Lifeline“ spricht detektor.fm-Moderator Christian Eichler (@chr_eichler) mit der Autorin und Schauspielerin Samira El Ouassil (@samelou) und dem Filmkritiker Wolfgang M. Schmitt (@schmittjunior). Außerdem im Interview: Lifeline-Chef Axel Steier (@Axel_Steier).
shots – Der kritische Film-Podcast
Jede Woche zankt sich detektor.fm-Filmkritiker Christian Eichler mit Freunden und Kolleginnen über einen aktuellen Film. Dabei ist es egal, ob der im Kino, auf Netflix oder im Fernsehen anläuft. Angedickt wird das Ganze durch ein hintergründiges Interview und einen kurzen Überblick über weitere Kino- und Streaming-Starts.