Älteste antike Bibliothek in Deutschland
Eigentlich soll nur ein neues Citykirchenzentrum für die Evangelische Kirche gebaut werden. Stattdessen entdeckt man die Grundmauern eines antiken Gebäudes. Anfänglich geht man von einem öffentlichen Versammlungsraum aus. Erst jetzt wird deutlich, dass es sich um eine Bibliothek handeln muss. Grund für diese Annahme sind Nischen in den Innenwänden. Sie dienten vermutlich als Regale für die Schriftrollen. Außerdem werden im Vergleich mit anderen römischen Bibliotheken weitere strukturelle Ähnlichkeiten deutlich.
Das sind überwiegend Fundamentmauern von einem vollständigen Grundriss. Das rechteckige Mauergeviert ist 20 Meter lang und neun Meter breit. – Dirk Schmitz, Archäologische Denkmalpflege am Römisch-Germanischen Museum Köln
Mehrere Tausend Schriftrollen zum Ausleihen
Die Kölner Bodendenkmalpflege datiert die Fundamente auf 150 bis 200 nach Christus. Ähnlich wie in den Bibliotheken von Alexandria, Pergamon und Rom müssen hier also Werke von zeitgenössischen Autoren der Antike und gesammeltes Forschungswissen gelagert worden sein.
Wir konnten feststellen, dass das Gebäude innen durch gleichmäßige Nischen gegliedert war. Wenn man dann nach Parallelen sucht, dann stößt man relativ schnell auf antike Bibliotheken. – Dirk Schmitz
Teil der Bibliothek künftig zu sehen
Es sollen die Grundmauern der Bibliothek bestmöglich erhalten bleiben. Die Fundamente werden nun in den Neubau des Kirchenzentrums integriert. Außerdem wird ein Teil der Bibliothek später öffentlich zugänglich sein.
Über die unverhoffte Entdeckung im Kölner Boden hat detektor.fm-Moderatorin Sara Steinert mit Dirk Schmitz gesprochen. Er ist Abteilungsleiter der Archäologischen Denkmalpflege am Römisch-Germanischen Museum Köln.