Kulturgut oder Ware?
Ob Onlineanbieter, Großbuchhandlung oder der kleine Buchladen an der Ecke. Sie alle müssen sich in Deutschland an die Buchpreisbindung halten. Sie erlaubt den Verlagen, einen einheitlichen Preis für ihre Bücher festzulegen. Das soll die Vielfalt des Angebotes fördern. Außerdem, so der Gedanke, ermöglicht ein fester Preis die flächendeckende Versorgung mit Büchern.
Die Buchpreisbindung gibt es in Deutschland seit 120 Jahren. In ihrem Kern erhebt sie das Buch zum Kulturgut. Sein Wert lässt sich also nicht nur durch Angebot und Nachfrage bestimmen. Doch Bücher sind letztlich auch eine Ware, mit der sich Gewinne erzielen lassen. Und so verwundert es nicht, dass die Vorgabe immer wieder kritisiert wird.
Auch die Monopolkommission hat sich nun mit der Verordnung beschäftigt. Sie berät die Regierung in Wirtschaftsfragen. In einem Gutachten plädieren die Mitglieder für eine Abschaffung der Preisbindung. Das Fazit: Festgelegte Preise sind ein „schwerwiegender Markteingriff.“
Es gibt natürlich auch – und das hat jetzt auch die Monopolkommission festgestellt – ambivalente Wirkungen der Ladenpreisbindung. Und wir haben jetzt auch eine digitale Medienrevolution, die vieles in Frage stellt. – Buchwissenschaftler Thomas Keiderling
Buchpreisbindung abschaffen?
Das Gutachten der Monopolkommission stößt auf breite Ablehnung. So zeigte sich beispielsweise Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) fassungslos über die Empfehlung, die Preisbindung abzuschaffen. Auch die Union und SPD betonen im Koalitionsvertrag die unverzichtbare Rolle für den Buchmarkt und dessen Vielfalt.
Amazon und Co. werden allerdings auch in Zukunft auf eine Abschaffung der festen Buchpreise drängen. Derartige Versuche waren jedoch bisher erfolglos.
Sind die Ergebnisse des Gutachtens berechtigt? Wäre eine Abschaffung des Festpreises für Bücher sogar kundenfreundlicher? Darüber spricht detektor.fm-Moderatorin Juliane Neubauer mit Thomas Keiderling. Er ist Buchwissenschaftler an der Universität Leipzig.
Redaktion: Patrick Ehrenberg