Der Mailänder Erzbischof Angelo Scola, der Brasilianer Odilo Pedro Scherer, der New Yorker Erzbischof Timothy Dolan und der Kanadier Marc Ouellet – sie alle sind im Gespräch um das Amt des neuen Papstes gewesen.
Als die nötige Zweidrittel-Mehrheit dann schließlich erreicht war, sah die Sache plötzlich ganz anders aus: Neuer Papst ist der Argentinier Jorge Mario Bergolio. Überraschend ist aber eigentlich, dass man ihn nicht auf der Rechnung hatte. Schon 2005 hat Bergoglio viele Stimmen der Kardinäle für sich gewinnen können. Nur einer hat damals mehr Stimmen bekommen: Joseph Ratzinger.
Ich bin hier aus Buenos Aires und mochte unseren Erzbischof Bergoglio schon immer. In meinem Herzen hatte ich den Wunsch, dass er gewählt werden würde (…). Als sie seinen Namen nannten, bin ich fast in Ohnmacht gefallen. – Argentinierin auf dem Plaza de Mayo
Argentinier sind geteilter Meinung
Neben den Argentiniern, die sich darüber freuen, dass ein Landsmann zum Papst gewählt wurde, denken andere bei Bergoglio an eine Nähe zur argentinischen Militärdiktatur der 70er und 80er Jahre.
Konfliktpotential besteht auch zwischen Bergoglio und der argentinischen Präsidentin Cristina Kirchner. Die Anerkennung der gleichgeschlechtlichen Ehe nannte Bergoglio eine „Initiative des Teufels“. Auch beim Thema Abtreibung folgt der neue Papst der Linie seines Vorgängers.
In der argentinischen Gesellschaft passiert zur Zeit sehr viel, zumindest auf juristischer Ebene. Es gibt die gleichgeschlechtliche Ehe, die Legalisierung der Abtreibung wird diskutiert. Die durchschnittliche Meinung der Argentinier ist in dieser Hinsicht glücklicherweise eine der fortschrittlichsten in Lateinamerika. – Teilnehmer einer Demonstration gegen die Räumung eines besetzten Kulturzentrums auf dem Plaza de Mayo
Viktor Coco lebt in Buenos Aires und berichtet von dort hauptsächlich über argentinischen Fußball und lateinamerikanische Musik. Für uns hat er sich mit dem Mikrofon auf die Straßen der Stadt begeben, nachdem klar war, dass der Erzbischof von Buenos Aires der neue Papst ist.