Asterios Polyp hat mit 50 Jahren eigentlich alles erreicht. Der Mann mit dem ungewöhnlichen Namen ist ein berühmter Star-Architekt, lebt in einer durchdesignten Loft-Wohnung und die Frauen liegen ihm zu Füßen. Eigentlich.
Zu Asterios‘ 50. Geburtstag findet der geneigte Leser die Wohnung verwahrlost und den Architekten allein und unrasiert in seinem Bett vor. Plötzlich ein Knall. Überall Feuer. Asterios Polyp kann sich gerade so aus dem brennenden Wohnkomplex retten.
Nun steht er im Regen und stellt sich zusammen mit dem Leser die Frage: Was nun? Wie kann er einen Neuanfang wagen? Und außerdem: Wie konnte es dazu kommen, dass aus dem charismatischen Tausendsassa ein Schatten seiner selbst wurde?
Vom Zeichentisch in die Provinz
An diesem Punkt teilt sich die Geschichte. Wir begleiten Asterios bei seinem Neuanfang in der amerikanischen Provinz. Hier lernt er das einfache Leben kennen und wir erfahren in Rückblenden, was bis zu dem Brand in seiner Wohnung geschehen ist. Denn er war keineswegs der charmante, liebenswerte Mensch, als den er sich so gerne gesehen hat.
Er ist ein erfolgsverwöhnter Egomane gewesen, der zwar auf dem Papier ein begnadeter Architekt war, aber nie einen seiner Entwürfe in die Tat umgesetzt hat. Und die Frauen? Nun, auch dahingehend läuft es bei Asterios nicht ganz so gut, wie er es gerne hätte. Exemplarisch erleben wir das anhand seiner Ehe mit der japanischen Künstlerin Hanna, die Asterios Polyp mit aller Kraft seines Egos gegen die Wand fährt.
Ein Traum in Cyan, Yellow und Magenta
Natürlich ist in einer Graphic Novel die Geschichte nur die halbe Miete. Die andere Hälfte sind die Zeichnungen und die Gestaltung – und genau hier liegt der besondere Charme des Buches.
David Mazzucchelli arbeitet in seinem Werk stark mit unterschiedlichen Zeichenstilen, um die verschiedenen Charaktere zu visualisieren. Zum Teil vermischt er auch die Stile und lässt sie ineinanderfließen, zum Beispiel um zu veranschaulichen, wie Asterios seine zukünftige Frau Hanna verführt. Das alles hält Mazzucchelli in einfachen Farben wie Cyan, Magenta oder Gelb, die an Plakatwerbung der 50-Jahre erinnern. In diesem Stil finden sich auch immer wieder philosophische Exkurse wie zum Kugelmensch-Mythos Platons oder der Konstruktion der eigenen Identität.
Warum die Graphic Novel „Asterios Polyp“ mit in den Urlaub muss, erklärt Pascal Anselmi.
Redaktion: Pascal Anselmi