Beschleunigung
Der moderne Mensch klagt über Zeitmangel – obwohl technische Revolutionen eigentlich mehr Raum und Zeit geschaffen haben. Während Waschmaschinen und Autos das tägliche Leben entschleunigt und zu mehr Freizeit geführt haben, sind die Ansprüche an die Freizeit gestiegen. Der Drang, sich möglichst viele Optionen offen zu halten, führt zu Zeitknappheit. Und das trotz der gewonnen freien Zeit durch technische Errungenschaften.
Der Soziologe Hartmut Rosa unterscheidet schon zwischen verschiedenen Beschleunigungen: einer technischen Beschleunigung und der Beschleunigung des Lebenstempos. Doch nicht nur Zeitknappheit, auch das Gefühl der Entfremdung ist allgegenwärtig.
Rasender Stillstand
Diese Widersprüche thematisiert auch Paul Virilio in seinem Buch „Rasender Stillstand“. Für Virilio verläuft der Fortschritt in eine Sackgasse. Nachdem das Pferd, Auto und Flugzeug noch einen echten Forschritt bedeutet hatten, ist die Echtzeit der Übertragungstechnologien ein Fortschritt, der zur Ohnmacht führen wird. Der Mensch existiert nur noch vor dem Bildschirm, er muss sich nicht mehr physisch bewegen.
Absolute Gegenwart
In Leipzig und Berlin findet von April bis Juni die Veranstaltungsreihe Absolute Gegenwart des Engagierten Wissenschaft e.V. und des Kulturraums e.V. statt. Gefragt wird nach Themen rund um Unsicherheit, Moderne, Urbanität und wie die Moderne auf all diese Fragezeichen reagiert.
Ausgangspunkt ist der Absolutheitsanspruch der Gegenwart – absolut, weil die Informationsdichte immer höher wird und die globale Vernetzung umfangreich ist. Absolut aber auch, weil die Moderne scheinbar keine Alternativen zulässt und Veränderungsdrang einer Resignation gewichen ist.
Marcus Quent vom Verein Engagierte Wissenschaft e.V. ist Mitorganisator der Veranstaltungsreihe. Er war im detektor.fm-Studio und erklärt, was zwischen April und Juli in Leipzig und Berlin stattfinden wird.
Redaktion: Lisa Hänel