Entwendete Dino-Knochen
Über zwei Etagen ragt der Brachiosaurus im Lichthof des Naturkundemuseums. Der Dinosaurier ist damit die größte Attraktion im Haus – nicht nur räumlich gesehen. Fundort für die Knochen des Tieres war ursprünglich der Berg Tendaguru in Tansania. Allerdings war es kein Zufall, dass die deutschen Forscher dort gruben. Damals war dieses Gebiet noch Teil der deutschen Kolonie.
Geholfen haben den Wissenschaftlern zu dieser Zeit die Einheimischen. Auch wenn Teile dieser Knochen aus der Erde ragten und als Heiligtümer verehrt wurden durften sie nicht in ihrer Heimat bleiben. Nicht der größte Kritikpunkt, den die Künstler Jan Nikolai Nelles und Nora al-Badri haben.
Not A Single Bone
Nicht einen einzigen Knochen – dieser Titel soll dafür stehen, dass das Berliner Naturkundemuseum auf die Künstler mit den Worten „Kein Knochen wird nach Afrika zurückgegeben“ reagiert haben soll. Eigentlich wollten die Künstler einige der Knochen wieder in die alte Heimat bringen. Das Museum bestreitet diesen Vorwurf. Ohne Knochen, den sie ausstellen konnten, griffen die Künstler zum 3D-Drucker und bildeten so einen dieser ehemals heiligen Ausstellungstücke nach. Woher die beiden die Daten für einen Nachdruck haben, verraten sie nicht.
Zusätzlich haben Jan Nikolai Nelles und Nora al-Badri mit der Unterstützung des „Haus der Kulturen“ der Welt-Redaktion Recherchen vor Ort in Tendaguru durchgeführt. Sie wollen wissen, ob an die Ausgrabungen erinnert wird. Denn die beiden werfen dem Museum vor, die Herkunft der Knochen zu verschweigen.
Nofretete
Es ist nicht das erste Mal, dass Melles und al-Badir zum 3D-Drucker greifen. Bereits bei ihrem Projekt „The Other Nefertiti“ reproduzierten sie die weltbekannte ägyptische Nofretete-Büste. Diese kann heute im „Neuen Museum“ auf der Museumsinsel zu besichtigen werden. Damals kritisierten die Künstler, dass die Nofretete-Statue nicht öffentlich besichtigt werden kann.
Über „Not A Single Bone“ spricht detektor.fm-Modertorin Carina Fron mit die Chefredakteurin des „Monopol Magazins für Kultur und Leben“ Elke Buhr.