Gescheitert, verschoben oder nie existiert?
Für viel Verwunderung sorgte der Auftakt der neuen Spielzeit an der Berliner Volksbühne. Die begann mit vielen Schließtagen. Den kompletten September und Oktober gab es im Haupthaus am Berliner Rosa-Luxemburg-Platz keine einzige Vorstellung. Für Leben sorgte in dieser Zeit nur eine Gruppe illegaler Besetzer. Eine Woche lang protestierten die Gentrifizierungs-Kritiker an der Volksbühne gegen steigende Mieten, knappen Wohnraum und soziale Verdrängung. Doch nun wird klar, diese Leerstelle im Programm war nicht beabsichtigt.
Mehrwöchiges Kunstprojekt
Die Zeitschrift Monopol berichtet in ihrer Märzausgabe darüber, was Intendant Chris Dercon eigentlich plante: eine mehrwöchige Mega-Performance. Der russische Regisseur Ilja Khrzhanovskij wollte am Rosa-Luxemburg-Platz eine abgeschottete Mini-Stadt im Stil der Sowjetunion der 50er-Jahre aufbauen, in der seine Akteure leben sollten – mit eigener Währung und Passkontrollen.
Der Plan war es, dass Khrzhanovskijs Film „DAU“ über den sowjetischen Physiker Lew Landau, an dem der Regisseur seit Jahren arbeitet, gleichzeitig in der Volksbühne seine Weltpremiere gefeiert hätte, so der stellvertretende Chefredakteur von Monopol, Sebastian Frenzel.
Performance zum Filmprojekt
Für die Dreharbeiten für „DAU“ in Russland hatte der Regisseur ebenfalls eine sowjetische Enklave aufgebaut, in der seine Akteure vor den Augen der Kameras lebten. Die Filmwelt wartet seit Jahren auf eine Schnittfassung. Wie es scheint wird man auch auf die Performance noch warten müssen.
Im Gespräch mit detektor.fm-Moderator Claudius Nießen berichtet Sebastian Frenzel, dass der Aufbau eines sowjetischen Sektors am Rosa-Luxemburg-Platz scheiterte. Angeblich arbeitet der Regisseur weiter an der Realisierung der radikalen Performance. Ob, wann und wo das Kunstprojekt zu sehen sein wird, das weiß aber aktuell niemand.