Protestkunst, die „weh tut“
„Widerstand ist eine Kunst, die weh tun, reizen und verstören kann“, so stellt sich das „Zentrum für Politische Schönheit“ (ZPS) auf seiner Webseite vor. Und damit meint es das Protestkollektiv, das der deutsch-schweizerische Künstler Philip Ruch ins Leben gerufen hat, ziemlich ernst.
Einer breiten Öffentlichkeit ist das Kollektiv im Juni 2015 bekannt geworden, als es Leichen ertrunkener Flüchtlinge von Italien nach Berlin brachte, um sie dort zu bestatten. Dann rief das „Zentrum“ öffentlich dazu auf, weitere symbolische Gräber zu errichten – eine Aktion, an der sich bis zu 50.000 Menschen beteiligt haben sollen.
„Tod dem Diktator!“
Das Zentrum für politische Schönheit reizt weiter: Eine neue Aktion im Gezi-Park in Istanbul kommt in einem ohnehin schwierigen diplomatischen Moment zwischen der Türkei und Deutschland.
Ein Aktivist des Kollektivs hat an einem Hotelzimmerfenster einen über Google Cloud Print gesteuerten Drucker installiert. Der druckte dann durch das Fenster Anti-Erdogan-Flugblätter, die Richtung Park fielen und auf denen Rücktritt Erdogans gefordert wird. Und nicht nur das: „Tod dem Diktator!“ ist auch zu lesen.
Politische Schönheit?
Die Aktion ist Teil einer größeren Kampagne des Zentrums für Politische Schönheit: In Anlehnung an den Widerstandskampf der Geschwister Scholl gegen die Nazis sucht das Kollektiv im Rahmen von „Scholl2017“ junge Menschen, die in Diktaturen regimekritische Flugblätter verteilen.
Statement: Tyrannenmord ist nicht gewaltverherrlichend, sondern -verhindernd. Kein Diktator wird in Deutschland je wieder willkommen sein. pic.twitter.com/g3axSR5bn2
— politicalbeauty (@politicalbeauty) July 4, 2017
Dabei hat sich das Kollektiv als „Bayerisches Staatsministerium für Bildung, Kultur und Demokratie“ ausgeben. Das fand wenig Anklang in der bayrischen Regierung. Auch auf den Flügblättern am Gezi-Park hatte das ZPS die Botschaft hinterlassen, sie seien vom Freistaat Bayern und der Bundesregierung finanziert.
Hintergründe zur neuen Kampagne des Zentrums für Politische Schönheit und die Kulturtipps zum Wochenende gibt es von „Monopol“-Chefin Elke Buhr.