Vorwürfe werden laut
Am 01. August wurde die Ausstellung „Milchstraßenverkehrsordnung – Space is the place“ im Berliner Künstlerhaus Bethanien unter Leitung von Christoph Tannert eröffnet. Der Kurator thematisiert Weltraum-Utopien anlässlich des 50. Jubiläums der Mondlandung. Noch bevor die ersten Gäste in die Ausstellung kommen, hagelt es für Tannert jedoch heftige Kritik vom Kollektiv „soap du jour“. Die Aktivisten kritisieren, dass sich das Projekt auf afrofuturistische Theorien bezieht und zugleich keine People of Colour an der Umsetzung beteiligt sind. Des Weiteren seien lediglich drei weibliche Kunstschaffende beteiligt, was zeige, dass sich Tannert unerschütterlich für die weiße Männlichkeit einsetze.
Überspitzungen und kein Dialog
Diese provokanten Aussagen sind jedoch rein faktisch falsch, meint Elke Buhr von Monopol-Magazin. Sie beurteilt die Kritik des Kollektivs als polemisch und als Machtspiel, das sich um Identitätspolitik dreht und häufig bei linksorientierten Künstlern auftaucht. Die Aktivisten werfen dem Kurator weiter Ignoranz und Eindimensionalität vor. Dieser zeigt sich gelassen, zeigt Verständnis und wünschte sich einen offenen Dialog, um über die Kritikpunkte zu diskutieren und die gegenseitigen Standpunkte auszutauschen. „Soap du jour“ hingegen wollten ihre Anonymität wahren und schlugen das Angebot ab.
Was es mit dem Phänomen der „Cancel Culture“ auf sich hat, warum Kunstschaffende sich sowohl in Deutschland als auch in Amerika immer öfter gegenseitig anprangern und der Kunstwettbewerb in besonderer Härte und Deutlichkeit zu spüren ist, hat Monopol-Chefredakteurin Elke Buhr im Interview mit detektor.fm-Moderatorin Finný Anton erläutert.