Forensic Architecture
Eine Kunst und Rechercheagentur, so beschreibt man „Forensic Architecture“ wahrscheinlich am besten. Eyal Weizman ist derLeiter, er ist Architekt und Schriftsteller. Zusammen mit einem 20-köpfigen Team, werden in London Ereignisse recherchiert. Verbrechen gegen die Menschlichkeit, Militäraktionen, Unglücke, Verbrechen. Denn wo der Staat nicht transparent genug ist, da setzt „Forensic Architecture“ ein. Diese setzen die Architekten dann in Kunst um, zum Beispiel Tatorte als 3-D-Modelle.
Es gibt mittlerweile so viel Kunst, die sich auch mit Recherche beschäftigt, aber auch mit Aktivismus. Wir haben das in einem Jahresrückblick mit Pussy Riot oder dem Zentrum für Politische Schönheit verglichen. – Elke Buhr, Monopol-Chefredakteurin
Dabei arbeitet die Agentur unabhängig von staatlichen Organen. Durch die Ausstellung bei der Documenta und vor allem auch durch die Nominierung für den Turner-Preis, hat das Kollektiv mehr und mehr Aufmerksamkeit bekommen.
NSU-Mord
Ein Paradebeispiel für die Arbeit des Kollektivs ist die Rekonstruierung eines Mordes durch den NSU. Halit Yozgat wird 2006 in einem Internetcafé erschossen. In dem Zeitraum soll auch Andreas Temme, ein Hessischer Verfassungsschutz-Mitarbeiter, anwesend gewesen sein. „Forensic Architectur“ hat mithilfe von geleakten Tatort-Fotos den Ort eins zu eins nachgebaut. Dort konnten dann alle möglichen Szenarien nachgespielt werden.
Offiziell wird immer behauptet, dass Temme nicht da war, oder schon weg oder er es nicht mitbekommen hat. „Forensic Architecture“ haben aber nachgewiesen, dass es nicht anders gewesen sein kann. Und sind, mit dem Video, das auch bei der Documenta gezeigt wurde, dann auch vor den hessischen Untersuchungsausschuss zum NSU-Fall gekommen. – Elke Buhr
Wie wird der Begriff Kunst einer Arbeit, wie der von Forensic Architectur gerecht und wie arbeitet das Kollektiv aus London? Monopol-Chefredakteurin Elke Buhr hat mit detektor.fm-Moderatorin Barbara Butscher darüber gesprochen.