Sie häufen sich, leider: die Meldungen über Anschläge in der Türkei. Mal werden sie von der PKK oder einer ihrer Splittergruppen verübt, mal vom IS. Hinzu kommt ein Präsident, der seit dem Putschversuch in jedem Kritiker einen Unterstützer einer terroristischen Vereinigung sehen will: Recep Erdoğan. Tausende hat er bereits aus dem Staatsdienst entlassen, um die hundert kritische Journalisten wurden inhaftiert.
Auch vor der türkischen Kunstszene macht Erdoğans harter Politikstil keinen Halt. So mussten bereits zahlreiche Galerien schließen, die von Kulturfonds und Stiftungen unterstützt worden. Schwierige Zeiten, in denen die Kuratoren der 15. Istanbul Biennale vor allem eines bleiben wollen: standhaft.
Elmgreen & Dragset: Zwei, die sich nicht unterkriegen lassen
Als Kuratoren der 15. Istanbul Biennale wurden Michael Elmgreen und Ungar Dragset ausgewählt. Das skandinavische Künstlerduos ist Kunstfreunden schon länger ein Begriff. Ihm steht eine schwierige Aufgabe bevor. Denn Elmgreen und Dragset müssen eine international beachtete Biennale in einem Land organisieren, das erst im Herbst das EU-Kulturprogramm beendet hat, wodurch die türkischen Kunstszene ab diesem Jahr keine Fördergelder der EU mehr erhalten wird.
Sie haben kurz überlegt, ob sie weiter machen sollen. Dann sind sie nach Istanbul gefahren und haben mit vielen Leuten gesprochen und haben gefragt: Wie ist das für euch, die ihr hier seid? Was ist für euch wichtig? Und alle haben gesagt: Zieht euch jetzt bitte nicht zurück. – Silke Hohmann, Redakteurin des Monopol-Magazins für Kunst und Leben
15. Istanbul Biennale: „A good neighbour“
„A good neighbour“ – unter diesem Titel steht die kommende 15. Istanbul Biennale. Ein Titel, der angesichts der aktuell angespannten Situation in der Türkei und auch weltweit fast ein wenig sarkastisch wirkt. Was die Kuratoren darunter verstehen und warum es so wichtig ist, dass sich die türkische Kunstszene nicht unterkriegen lässt, darüber hat detektor.fm-Moderatorin Marie Landes mit Silke Hohmann vom Monopol-Magazin für Kunst und Leben gesprochen.