Vier Zauberer
In der Weimarer Republik habe eine „Explosion des Denkens“ stattgefunden, findet der Publizist und Philosoph Wolfram Eilenberger. In seinem Buch „Zeit der Zauberer – das große Jahrzehnt der Philosophie“ skizziert er die Leben von vier deutschen Philosophen, die zu dieser Zeit besonders produktiv waren. Ludwig Wittgenstein beendet seinen Tractatus, gibt sein Familienvermögen auf und zieht aufs Land. Walter Benjamin ergibt sich in Berlin dem Rausch. Martin Heidegger und Ernst Cassirer liefern sich einen legendären Schlagabtausch.
Die Philosophie ist eine Form, dem eigenen Leben Halt und einen Sinn zu geben. Und das streben diese vier an. Das sind gar keine Philosophen im akademischen Sinne. Heidegger ist zum Beispiel jemand, der durch seinen Alltag, durch seine Erfahrungen – den Tod der Mutter, die Liebschaft zu Hannah Arendt – zu ganz neuen Theorieansätzen kommt. Das heißt Leben und Denken sind bei diesen Menschen ganz eng verzahnt. – Wolfram Eilenberger, Philosoph und Publizist
Fake News und Nationalismus
Dabei konzentriert sich Eilenberger auf die Jahre 1919/1920, eine Zeit, die der unseren sehr ähnlich sei. Neben den nationalistischen Bewegungen sei nämlich auch die Beschleunigung der Medienwelt ein großes Thema gewesen:
Die Zwanziger Jahre sind eine Zeit, in der Informationen beginnen, viel schneller zu fließen. Der Zeitungsmarkt explodiert, Radio und Fernsehen kommen auf. Es gibt ein unheimliches Gefühl von Beschleunigung, das auch mit Verunsicherung einhergeht. Fake News sind ein Riesenthema der Zwanziger. – Wolfram Eilenberger
detektor.fm-Moderator Christian Eichler hat Wolfram Eilenberger gefragt, was wir aus dieser Zeit für unsere eigene lernen können. Außerdem wollte er vom fußballbegeisterten Philosophen wissen, wie der auf die deutsche Nationalmannschaft bei der Fußball-WM in Russland blickt.