Ungetrübte Glückseligkeit?
Der Trend zeigt sich schon seit Längerem: Vor allem der Generation Y, die Instagram verinnerlicht hat, ist es nicht genug, schön und erfolgreich zu sein. Glücklich soll man dabei auch noch werden. Ziemlich hohe Ansprüche, die mit ein paar Instagram-Posts vom letzten Traumurlaub dann doch nicht zu erreichen sind. Unglück, Unsicherheit, Tristesse – unsere Gesellschaft verdängt diese Schattenseiten des Lebens meisterhaft.
Auch Trübsal macht Comedy
Der Gegentrend dazu zeigt sich allerdings zunehmend auch in der Comedy- und Kaberettszene. Man erkennt ihn bei Künstlern wie Nico Semsrott, Stephanie Sargnagel und Helene Bockhorst. Sie machen nicht den Schein der ungetrübten Glückseligkeit, sondern die verdrängten Abgründe der Gesellschaft zum Thema.
Depressionen, Leistungsdruck, Selbsthass, der Zwang zu Funktionieren – all das sind Themen die von diesen Leuten aufgegriffen werden. Instagram ist nicht das echte Leben, und perfekte Personen gibt es auch nicht.
Helene Bockhorst redet über Dinge, worüber die meisten von uns nicht reden würden. Sie stellt sich aber auf eine Bühne und redet darüber. Obwohl das düster und bedrückend ist, amüsieren sich die Leute. Ich glaube, dass das immer noch ein Tabubruch ist. – Oskar Piegsar, Zeit Campus
Helene Bockhorst: der neue Star des Scheiterns
Bockhorst ist bei dieser neuen Form der Unterhaltung der Shootingstar. In diesem Jahr hat sie als erste Frau den Hamburger Comedy Pokal gewonnen. Obwohl sie erst im Oktober dieses Jahr mit ihrem ersten ausführlichen Soloprogramm auf der Bühne zu sehen ist, füllt sie bereits Hallen. Seit April 2017 macht sie Comedy, zum Jahreswechsel kündigte sie dann ihren Job.
Oskar Piegsar von Zeit Campus hat sie begleitet und eine Reportage über sie geschrieben. Er spricht mit detektor.fm-Moderator Philipp Weimar über den neuen pessimistischen Trend in Kabarett und Comedy.
Redaktion: Thomas Oysmüller