Damals Farbfilm, heute Smartphone
Sie balancieren Klappstühle auf dem Kopf, machen das Victory-Zeichen und knutschen wild rum: Festival-Besucher früher und heute. Die Fotografin Julia Schröder hat sich die Mühe gemacht, aktuelle Fotos vom Dockville Festival in Hamburg mit solchen vom Woodstock-Festival 1969 zu vergleichen. Eine Auswahl gibt es in der aktuellen Ausgabe ZEIT Campus. Man kann feststellen: Es gibt viele Ähnlichkeiten.
Das bedeutet aber nicht, dass wir die Hippie-Ideale von damals verwirklicht haben, meint Oskar Piegsa. Er hat sich angeschaut, welche Auswirkungen Woodstock auf unsere Gegenwart hat.
Dass Woodstock zum legendären Symbol der Counter Culture wurde, hat ja auch ganz viel damit zu tun, dass das Festival einfach überrannt worden ist. Das ist kommerziell total gefloppt. Die Leute haben einfach die Zäune niedergerissen. – Oskar Piegsa, ZEIT Campus
Kommerz-Hippies?
Das Woodstock-Festival gilt sowohl als Start-Punkt der internationalen Festival-Bewegung als auch als Höhepunkt der amerikanischen Gegenkultur der 60er-Jahre. Dass heute noch viele mit Blumen im Haar aufs Festival gehen, liegt an Woodstock. Die Ansichten der 68er gehören dagegen nicht zum gesellschaftlichen Mainstream, meint Piegsa:
Damals wurde ernsthaft über Revolution und bewaffneten, gewalttätigen Kampf diskutiert. Das ist heute nicht mehr so. – Oskar Piegsa
Wer sich ernsthaft mit der Gegenkultur der 60er-Jahre auseinandersetzen will, dem empfiehlt Oskar Piegsa „The Electric Koll-Aid Acid Test“ von Tom Wolfe im englischen Original, sowie Anne Wiazemskys „Paris, Mai ’68“. Mit detektor.fm-Moderatorin Doris Hellpoldt hat er über diese Bücher und die Bedeutung Woodstocks gesprochen.