Nicht nur Festivals leiden unter Corona
Deutschland versteht sich als Kulturnation. Das zeigt sich nicht nur in der betonten Tradition der Dichter und Denker. Durch die föderale Organisation von Kultur ist in Deutschland eine vielfältige Kulturlandschaft entstanden. Es gibt viele Förderprogramme, denn Kultur soll nicht ausschließlich von Kommerz abhängig sein.
Doch durch die Corona-Maßnahmen gibt es kaum Veranstaltungen – wenn überhaupt, dann nur im kleinen Rahmen und unter strengen Hygiene-Vorschriften. Die meisten Festivals sind Großveranstaltungen und deswegen komplett ausgefallen. Bis Ende Oktober bleiben solche Veranstaltungen mit über 1 000 Menschen auch weiter untersagt.
Kulturnation ohne Kultur?
Nun sucht Deutschland nach einer neuen Kultur-Normalität. Der Bund fördert die Kultur-Industrie mit einer Milliarde Euro: Neustart Kultur soll das kulturelle Leben ankurbeln. Beim bislang weltweit größten Corona-Feldversuch mit Tim Bendzko sind etwa 1 500 Menschen für eine wissenschaftliche Studie zusammen gekommen. Denn Festivals und Konzerte sind wichtiger Bestandteil der deutschen Kulturszene. Deswegen testen Veranstalter und Veranstalterinnen neue Konzepte mit Abstand, d. h. Sitzplätze und auf den Boden gemalte Linien statt Menschenmenge und Moshpit.
In Hamburg hat am Wochenende das Reeperbahn-Festival stattgefunden. Über mehrere Tage haben etwa 8 000 Menschen dort Konzerten gelauscht und zusammen gefeiern – natürlich unter strengen Hygieneauflagen. Aber Festivals und Corona – ist das eine gute Idee?
detektor.fm-Reporterin Marie Jainta war auf dem Festival und hat darüber mit Frehn Hawel gesprochen. Er ist Pressesprecher vom Reeperbahn-Festival. Frank Hufert ist Direktor des Instituts für Mikrobiologie und Virologie der Medizinischen Hochschule Brandenburg. Er hat detektor.fm-Moderatorin Amelie Berboth erklärt, ob man Festivals während der Pandemie verantworten kann.