Am 20. Februar startet wieder die jährlich stattfindende Berlinale. Seit 1951 ziehen die Festspiele die Besucher in die Berliner Kinos. Mit 331.000 verkauften Tickets und 487.000 Kinobesuchen ist es eines der bedeutendsten Filmfestivals weltweit. Zum 70. Jubiläum wechselt jetzt nach 18 Jahren auch mal wieder die Festivalleitung. Was ändert sich dadurch?
Kritik an Ex-Berlinale-Chef Dieter Kosslick
Von 2001 bis 2019 wurde das Filmfestival von Dieter Kosslick geleitet. In den letzten Jahren hat es immer wieder Kritik an Kosslick gegeben – Berlin sei im Vergleich zu den Filmfestspielen in Cannes und Venedig in den Hintergrund gerückt. Die Filmauswahl sei zu kommerziell ausgerichtet und habe kein inhaltliches Profil, meinen die Kritiker. 2017 haben 79 Filmschaffende einen offenen Brief verfasst, in dem sie eine grundlegende Neuausrichtung des Festivals fordern, sowohl inhaltlich als auch personell.
In den vergangenen Wochen sorgte die Berlinale für weiteren Gesprächsstoff. So wurde bekannt, dass Alfred Bauer, erster Leiter des Festivals von 1951–1976, seine Karriere im Nationalsozialismus geheim gehalten hatte. Bis 2019 wurde im Rahmen des Festivals jährlich der Alfred-Bauer-Preis, auch silberner Bär genannt, verliehen. Dieser ist 2020 ausgesetzt und das Festival verspricht, sich weiter um eine Aufklärung von Bauers Vergangenheit zu bemühen.
Neue Leitung gleich Neuanfang?
Dem neuen Leitungsduo bescherte diese Kontroverse einen unverschuldet schwierigen Einstand in ihre erste Berlinale. Seit diesem Jahr übernimmt Mariette Rissenbeek die Geschäftsführung des Festivals, während Carlo Chatrian als künstlerischer Leiter auftritt. Unter der neuen Führung wurde die Filmauswahl im Vergleich zum Vorjahr von 400 auf 342 Filme reduziert. Außerdem haben sie mit „Encounters“ noch einen weiteren Wettbewerb eingeführt, der neben dem Hauptwettbewerb, mehr Raum für Filme abseits des Mainstreams bieten soll.
Ob diese Veränderungen nun einen Neuanfang bedeuten, bespricht detektor.fm-Moderatorin Helena Schmidt mit Dietrich Brüggemann. Der Regisseur und Drehbuchautor hat 2017 den offenen Brief zur Neuausrichtung der Berlinale mit unterzeichnet. Außerdem kommt die SPIEGEL-Redakteurin Hannah Pilarczyk zu Wort. Sie schreibt für das Kulturressort und ist Mitglied im Verband der deutschen Filmkritik.