In ihren Liedern schwingt die gesammelte Geschichte der amerikanischen Musikkultur mit. Laura Gibson hat einen Weg durch Blues, Gospel, Wiegenlieder und Country gefunden, auf dem sie zu keiner Zeit in Retrokitsch abgleitet.
Mit ihrem neuen Album La Grande setzt sie der gleichnamigen Kleinstadt im Westen der USA ein Denkmal. Sie selbst ist im ländlichen Oregon aufgewachsen. Mit 20 hat sie angefangen ernsthaft Musik zu machen und fühlte sich schnell im Singer-Songwriter-Korsett gefangen. Ein zum Mini-Studio umgebauter Wohnwagen wurde ihr Refugium, in dem sie sich über die eigenen Grenzen hinwegsetzen wollte.
Man kann sich Selbstvertrauen nicht basteln, man kann sich nicht zwingen frei zu sein. Aber ich glaube, es gibt die wenigen Momente im Leben, in denen man das Gefühl hat, alles tun zu können. Ich habe wohl einfach solch einen Moment festgehalten, in dem ich mich selbstbewusst gefühlt habe. Ich habe mich einfach mitreißen lassen und bin allem nachgegangen, was ich machen wollte.
Laura Gibson hat die Gelegenheit beim Schopfe gepackt. Sie hat die wenigen Momente ausgekostet, in denen man das Gefühl hat, einfach alles tun zu können. Herausgekommen sind neben ein paar schmissigen Uptempo-Nummern vor allem träumerische Songs, die einem ganz nah scheinen und doch nicht wirklich greifbar werden. Es ist dieses Spiel zwischen vertrauter Nähe und entrückter Ferne, das die Spannung in ihren Songs ausmacht. Auch in den Texten finden sich stets widerstrebende Gefühle.
In der poetischen Ballade Milk-heavy, Pollen-eyed strauchelt eine Person zurück in die Arme einer nicht zu überwindenden Liebe. Die persönliche Freiheit bleibt hier letztlich doch Illusion. Solange sie aber Songs wie diesen für den akustischen Adventskalender hervorbringt, kann man damit sicherlich auch leben.