Alex Brown Church, der aus Los Angeles eingeflogen ist, um sein Projekt „Sea Wolf“ mit einer Solo-Akustik-Tour zu promoten, scheint jedenfalls mit roter Wollmütze und Strickjacke über dem Karo-Hemd ganz gut ausgestattet zu sein.
Ich habe vier Jahre in New York gelebt und als Kind in den Bergen, wo es jedes Jahr geschneit hat. Ich hab also schon eine Menge Winter erlebt, das ist nicht ganz neu für mich. Ich mag Winter.
White Water, White Bloom heißt das aktuelle Album, das Alex seinem neuen Publikum in Deutschland präsentieren will. Der Vorgänger Leaves In The River wurde hier nie veröffentlicht, und auch das neue Album erschien erst mit einiger Verspätung bei uns.
Die Idee für Sea Wolf ist entstanden, als Alex noch Teil der Band Irving war. Die „Sea Wolf“-Songs waren für ihn eine Art Nebenprojekt, weil sie nicht so ganz ins Repertoire von Irving passten. Also nahm er sie als Solokünstler auf. Der Name „Sea Wolf“ ist inspiriert vom Titel des gleichnamigen Roman-Klassikers von Jack London.
Ich wollte einen Namen, der für mich persönlich eine Bedeutung hat und der meine eigene Vision reflektiert und nicht die von fünf anderen Typen. Jack London stammt ja auch aus der San Francisco Bay Area, wo ich wohne. Da gibt es also schon mal eine Verbindung. Der Titel fühlte sich aus verschiedenen Gründen einfach sehr passend an. Wie etwas an, das aus mir selbst erwächst.
Sein Debütalbum hat Alex mehr oder weniger im Alleingang aufgenommen. Viele Songs auf Leaves in the River sind bei ihm zu Hause entstanden. Für einige hat er sich Unterstützung von befreundeten Musikern geholt. Für das zweite Album hatte er jedoch andere Pläne. Es sollte erstens in einem richtigen Studio entstehen, mit Produzent und allem was dazu gehört – und es sollte eine feste Band geben, mit der er auch auf Tour gehen könnte. Das Projekt „Sea Wolf“ ist also auf der einen Seite Alex Brown Church, der Solo-Künstler und auf der anderen Seite Alex plus Band.
Ich denke gar nicht von mir selbst als “Sea Wolf” – ich finde nur, der Name passt zur Musik. Das Projekt ist für mich „Sea Wolf“. Und dazu gehört mittlerweile eben auch die Band. Ich treffe zwar alle kreativen Entscheidungen, aber auf der Bühne und im Studio gehören sie einfach dazu.
Die Musik, die Alex mittlerweile unter dem Namen Sea Wolf veröffentlicht, ist außerordentlich detailreich und überschwänglich instrumentiert. Große Gefühle, großes Orchester, scheint die Faustregel zu sein. Und auch textlich scheut Alex sich auf White Water, White Bloom nicht vor komplexen Metaphern und einer fast altmodisch bildreichen Sprache. Schnee, weiße Blüten, sternklarer Nachthimmel – immer ist die Natur Kulisse oder Spiegel für die Emotionen, die die Songs ausdrücken. Ganz typisch für Sea Wolf sind klassisch aufgebaute narrative Songs mit festen Protagonisten, die ganz linear von Anfang bis Ende eine kleine Geschichte erzählen.
Das liegt wohl daran, dass ich viel Film-Erfahrung habe, wo das Geschichtenerzählen im Vordergrund steht. Ich wollte sogar mal Schriftsteller werden, bevor ich auf die Filmhochschule gegangen bin. Vielleicht habe ich deswegen oft diese Erzähler-Perspektive. Aber es gibt auch Songs die eher metaphorisch angelegt sind und sehr in Raum und Zeit hin und her springen.
Sea Wolf – Turn The Dirt Over (detektor.fm Akustik-Session)
White Wwater White Bloom war im November Album der Woche bei detektor.fm. Zur Rezension geht’s hier.