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Die Welt ist ein übler Ort, aber es gibt Hoffnung finden Algiers. Foto: Beggars
Die Welt ist ein übler Ort, aber es gibt Hoffnung finden Algiers. Foto: Beggars

Album der Woche: Algiers – The Underside Of Power

Fight The Power

Mit dystopischem Soul ist die Band Algiers vor zwei Jahren auf der Bildfläche erschienen. Seitdem ist die Welt nicht unbedingt besser geworden und Algiers machen ihrem Unmut über die vorherrschenden Verhältnisse auf ihrem zweiten Album „The Underside Of Power“ Luft.

Rassismus, Kapitalismus, Unterdrückung – die Themen mit denen sich Algiers in ihren Songs befassen, sind nicht gerade leichter Stoff. Aber wir müssten uns schließlich alle jeden Tag damit auseinandersetzen, sagt Sänger Franklin James Fisher.

Wir sind täglich mit diesem ganzen Mist konfrontiert, wie alle anderen Menschen auch. Wenn man Musik macht, ist es doch sinnvoll, etwas Interessantes zu thematisieren, das Gewicht hat anstatt immer nur über Sex, Parties und Geld zu sprechen. Das machen zwar viele Leute, und auch das hat sicherlich seine Berechtigung. Aber wir interessieren uns eben für andere Dinge.

Ein passender Ort für Songs

Sänger Franklin James Fisher, Gitarrist Lee Tesche und Bassist Ryan Mahan kennen sich aus ihrer Collegezeit. Sie kommen alle aus Atlanta, Georgia – Fisher lebt aber mittlerweile in New York und Bassist Mahan in London. Alle spielen vorher schon in anderen Bands und als diese sich auflösen, beginnen sie, gemeinsam Songs zu schreiben. 2012 erscheint die erste Single Blood, daraufhin wird das Label Matador auf sie aufmerksam und bietet einen Plattendeal an.

Unser Bassist Ryan hat den Bandnamen ausgesucht. Es sollte einer sein, mit dem man vieles assoziieren kann, zum Beispiel den algerischen Unabhängigkeitskrieg als einen der ersten antikolonialen Kämpfe der neueren Zeit. Aber es ist auch ein imaginärer Ort für uns. Als wir mit der Band angefangen haben, war von Auftritten oder gar Touren noch keine Rede. Wir haben in unterschiedlichen Ländern gewohnt und uns Dateien hin und hergeschickt. Wir fanden es passend, einen Ort für all diese Songs zu haben.

https://www.youtube.com/watch?v=lGZXzmM1smM

Auf ihrem zweiten Album The Underside Of Power mischen Algiers Rock, Postpunk, Gospel und Industrialsounds. Gängige Popsong-Gesetzmäßigkeiten werden nur selten beachtet, es dominieren karge Rhythmen, verkantete Noise-Gitarren und Franklin Fishers intensiver, eindringlicher Gesang. Sperrige Musik zu schwer verdaulichen Texten, nicht unbedingt zur Beschallung von Fahrstühlen oder Supermärkten geeignet. Aber in dunklen Zeiten braucht es eben aufrüttelnde Musik, findet Franklin Fisher.

Wir leben schon lange in dunklen Zeiten. Wir sind ja auch keine Band, die sich mit aktuellen Ereignissen beschäftigt, sondern es geht um Strukturen und bestehende politische Traditionen. Die Welt ist nunmal ein übler Ort und man kann entweder in Apathie und Nihilismus versinken oder versuchen, etwas zu verändern. Auch wenn man nicht glaubt, erfolgreich zu sein, ist es ehrenhaft und wichtig etwas gegen das Unrecht auf der Welt zu unternehmen.

Es gibt noch Hoffnung

Die Inspiration für ihre Songs kommt nicht nur von anderen Musikern wie D’Angelo oder dem estnischen Komponisten Arvo Pärt, sondern auch von Schriftstellern wie Bertold Brecht oder James Baldwin. Letzterer ist gerade durch den Dokumentarfilm I Am Not Your Negro wieder im Gespräch. Der Albumtitel The Underside Of Power stammt von einem Zitat, das Sänger Franklin Fisher gehört hat.

Ich habe Titel von einem Zitat übernommen, das im Wesentlichen besagt, dass man nicht weiß, was Macht bedeutet, bis man auf der falschen Seite ist. Aber wenn man auf der falschen – der Unterseite ist, sieht man auch die Nacktheit und Verletzlichkeit. Macht ist ja nichts Statisches, da geht es um Beziehungen und die können sich verändern. Es muss nicht alles so bleiben, wie es im Moment ist. Der Titel hat also auch etwas Hoffnungsvolles.

Mit The Underside Of Power führen Algiers ihren mit dem Debütalbum eingeschlagenen Weg fort. Warum auch nicht, es läuft mehr als genug schief auf der Welt und hier ist endlich mal wieder eine Band, die laut und eindringlich dagegen anspielt. Das ist auf Albumlänge mitunter ein wenig anstrengend, aber Musik und Kunst sind eben kein Wunschkonzert.

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