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Musikalisch wie auch äußerlich schön schräg – Ariel Pink. Foto: Grant Singer
Musikalisch wie auch äußerlich schön schräg – Ariel Pink. Foto: Grant Singer

Album der Woche: Ariel Pink – pom pom

Die wahnwitzige Reise des Ariel Pink

Der 36- jährige Avantgarde-Musiker Ariel Pink hat mit „pom pom“ sein Solo-Debüt veröffentlicht. Das Album nimmt einen mit auf eine Reise durch die Musikgenres des letzten Jahrhunderts, ohne dabei auf einer langweiligen Retro-Welle mit zu schwimmen.

Ariel Pink fackelt nicht lang. Gleich im ersten Song des Albums macht er deutlich, dass man jetzt in seiner Welt, mit seinen Regeln und Fantasien ist. Er nimmt den Hörer höchstpersönlich an der Hand und marschiert zusammen durch eine verrückte Parade mit Pferden und lustigen Kindermelodien. Jetzt darf man nicht scheu sein, denn der wahnwitzige Ausflug lohnt sich.

Es ist das erste Album, das Ariel Marcus Rosenberg ohne seine Band Ariel Pink’s Haunted Graffiti aufgenommen hat. Ganz allein war er aber nicht. Kim Fowley hat ihn unterstützt. Ein 75-jähriger Produzent und Songschreiber, der bereits Songs für Kiss geschrieben hat. Fünf Tracks haben die beiden zusammen produziert. Unter anderem „Nude Beach A Go-Go“, ein Sunshine-Surfpop Stück, dass einen direkt an den Strand der 60er Jahre bringt, wo man sich neben den Beach Boys in der Sonne räkelt.

Panflöten und Froschgequake

Bei „Nude Beach A Go-Go“ kündigt sich an, was sich durch viele der 17 Songs zieht. Ariel Pink hat es sich zum Ziel gemacht, Musikgenres des letzten Jahrhunderts wiederzubeleben und sie mit seinen verrückten Details in den heutigen Kontext zu bringen.Der Einfluss der 80er-Jahre offenbart sich im atmosphärischen Song „Lipstick“. Da kommt sogar die Panflöte zum Einsatz. Zu High-School-Zeiten war Ariel Pink großer Gothic-Rock Fan und hörte Bands wie Bauhaus und The Sisters Of Mercy. In diese Zeit entführt er den Hörer mit „Not Enough Violence“ und „Four Shadows“, was klingt wie die Vertonung eines Alptraums.

Nach der gruseligen Geisterbahnfahrt kann man seine Angst mit den Cartoon-Melodien in „Dinosaur Carebears“ vertreiben. Spätestens jetzt wird einem beim Hören klar, dass man hier auf etwas ganz besonderes gestoßen ist.  Beim vorletzten Song „Exile On Frog Street“ packt Ariel Pink noch mal alles aus, was er in seiner Spaß-Kiste finden konnte. Vom melodiösen Indie-Pop bis zum Froschgequake, vom Schafsgeblöke bis zum Märchenerzähler, von der Opernsängerin bis zum Film-Soundtrack.

Fassen wir kurz zusammen: wir haben kunterbunten, schrillen, überdrehten Psychedelic Punk, Reggae, Operngesang, Sunshine-Surfpop, Schafsgeblöke und Panflöten. Da fehlt nur noch eine ordentliche Portion Sentimentalität. Die erhält man, wenn man die wilde Reise durch die 16 vorhergehenden Songs durchgehalten hat. In „Dayzed In Daydreams“ wird man mit Ariel Pinks sentimentalen Tagträumen belohnt.

Ariel Pink kennt keine Grenzen

Dieser Herr Pink. Ein Phänomen der Popmusik. Nicht selten steht einem beim Hören von „Pom Pom“ die Kinnlade offen und man fühlt sich geistig etwas vewirrt. Manchmal wirkt es, als ob Ariel Pink ein pubertärer und trotziger Teenager wäre, der einfach alles anders machen will als all die anderen. Er legt großen Wert auf Freiheit und die lebt er auf „pom pom“ aus. Ariel Pink setzt sich keine Grenzen. Doch nicht nur musikalisch lässt er sich nicht einschrenken. Immer wieder ist er durch frauenfeindliche Aussagen aufgefallen. Auch auf seinem neuen Album gibt es Songs, die deutlich unter die Gürtellinie gehen, wie zum Beispiel „Black Ballerina„.

Von den Geboten der politischen Korrektheit und der sittlichen Berechenbarkeit lässt sich Ariel Pink nicht unter Druck setzen. Das merkt man auch seiner Musik an. Ariel Pink überrascht mit jedem Song aufs Neue, keiner ähnelt dem anderen und es ist faszinierend, wie Ariel Pink es auf seinem Album „pom pom“ schafft, Musikgenres des letzten Jahrhunderts neu zu interpretieren und wiederzubeleben. Wer sich auf „pom pom“ einlässt, geht auf eine verrückte Reise durch die musikalische Vergangenheit und gleichzeitig auch durch die Zukunft.

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