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Wollen zurück zur Einfachheit: Beach House. Foto: Liz Flyntz.
Wollen zurück zur Einfachheit: Beach House. Foto: Liz Flyntz.

Album der Woche: Beach House – Depression Cherry

Die kosmische Verbindung

Beach House gehören zu den bekanntesten Vertretern des Dream Pop. Mit wabernden Synthieflächen und melancholischem Gesang haben sie in den letzten zehn Jahren Fans und Kritiker gleichermaßen verzückt. Auf ihrem fünften Album „Depression Cherry“ wollen Beach House zurück zur Einfachheit.

Ein Strandhaus ist eine schöne Sache. Es verändert sich kaum. Wenn man die Tür am Ende des Sommers abschließt, kann man sicher sein, dass der selbe Geruch nach Salzwasser und feuchtem Holz auch noch da sein wird, wenn man sie im nächsten Jahr wieder aufschließt. Die Musik von Beach House vermittelt auch dieses vertraute Gefühl. Seit zehn Jahren nehmen uns Alex Scally und Victoria Legrand mit in ihren Soundkosmos aus verwaschenen Synthieflächen, glitzernden Gitarren und Melancholie. Subtil schrauben sie hier und da an ihrer Formel, ohne Stillstehen, aber auch ohne großes Sich-Neu-Erfinden.

Mehr Platz für Feinheiten

Nach dem Erfolg ihrer letzten beiden Alben Teen Dream und Bloom fanden sich Beach House plötzlich in größeren Hallen vor einem größeren Publikum wieder. Ihre Musik sei lauter und aggressiver geworden, um auch die letzten Reihen zu erreichen. Auch wenn laut und aggressiv nicht gerade Begriffe sind, die einem adhoc zur Musik von Beach House einfallen. Vor allem ein lautes Schlagzeug hat dazu beigetragen, erzählt Alex Scally. Auf Depression Cherry haben sie deshalb weitestgehend darauf verzichtet und sich wieder mit einem Drumcomputer begnügt. Jedes Album ist eine Reaktion auf das letzte, sagt er.

Die meisten Musiker reagieren ja auf das, was vorher kam. Nachdem wir mit dem Tourzyklus zu „Bloom“ fertig waren und eine Pause eingelegt hatten, haben wir wieder angefangen Songs zu schreiben und das ist dabei herausgekommen. Solche Songs hätten wir früher nie schreiben können. Die Tiefe der Songs und die kleinen subtilen Veränderungen hätten wir vorher nicht erreichen können. Wenn man ein lautes Schlagzeug hat, ist nicht mehr viel Platz für Feinheiten. Deswegen haben wir das dieses Mal weggelassen.

Aufgenommen haben Beach House das Album in einem kleinen Studio in Louisiana. Eventuell vorhandene Südstaatenromantik hat sich aber nicht auf den Sound ausgewirkt, erzählt Victoria Legrand.

Es sieht dort überhaupt nicht so aus wie in New Orleans. Wir waren ziemlich isoliert und haben zwölf Stunden am Tag im Studio verbracht. Aber deswegen waren wir auch dort. Das Studio ist super, es heißt „Studio In The Country“ und befindet sich seit 1972 oder 73 in einem Waldgebiet an der Straße. Aber der Ort ist wirklich ganz anders als New Orleans, keine spanische Architektur, nur Bäume und Landhäuser.

Bittersüße Songs für einen verblichenen Super-8-Film

Die Musik von Beach House transportiert Gefühle wie Melancholie und Trauer. Gleichzeitig ist sie wie eine angenehm wärmende Decke, die einen umhüllt und in der man sich diesen Gefühlen gerne hingibt. Sie wollen diesen Effekt aber nicht bewusst hervorrufen, sagt Victoria Legrand.

Auch wenn man sich im Spiegel anschaut, wird man sich trotzdem niemals so sehen, wie eine andere Person einen sieht. Wir wissen nicht genau, was unsere Musik bei den Leuten auslöst. Wenn wir auf Tour sind und die Leute bei den Konzerten weinen oder hin und herschaukeln, bekommen wir eine Ahnung. Aber das ist auch das Schöne daran, durch die Musik gibt es diese kosmische Verbindung zu anderen Menschen, die wir nicht mal kennen.

Die Stärke von Beach House sind bittersüße Songs, zu denen vor dem inneren Auge immer ein verblichener Super-8-Film vom Sommerurlaub 1984 laufen könnte. Diese Stärke stellen sie auch auf Depression Cherry wieder unter Beweis. Und wer den leicht modrigen Geruch des Strandhauses jetzt schon vermisst, kann sich ja bis zum nächsten Sommer Depression Cherry von Beach House anhören.

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