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Album der Woche: David E. Sugar – Memory Store

Musik-Junkies haben es wahrlich nicht leicht. Zu viele Suchtstationen! Im Sekundentakt pustet die Maschinerie dutzende neue Bands und Songs durch zigtausende Blogs – so viel Musik kann kein Mensch in einem Leben hören. Gut beraten ist der, der auf verlässliche Aggregatoren setzt. Zum Beispiel auf das Mode- und Plattenlabel Kitsuné: Mit ihren Compilations beweisen die Franzosen stets einen guten Riecher, vor allem auf dem elektronischen Sektor. Der Engländer David E. Sugar war schon auf drei dieser Compilations vertreten und bringt nun sein Debüt-Album „Memory Store“ raus.

„Nehme gerade einen kaputten TV-Kanal auf – toller Synth-Sound“, lautet eins der neueren Status-Updates von David E. Sugar. Das umreißt schon ganz gut, wie der Engländer ans Musikmachen geht. Er gibt den Prototyp des Laptop-Fricklers, der zu Hause im Schlafzimmer sitzt und im Alleingag ständig auf der Suche nach neuen, verrückten Sound-Tüfteleien ist. Ursprünglich kommt Sugar aus der Chiptune-Ecke, dem Genre, das sich der Leidenschaft für den billigen 8-Bit-Sound alter Videospielkonsolen hingibt. Für sein Solo-Debüt hat er den Gameboy aber zurück zu den Spielsachen gelegt und sich eine Gitarre umgehangen.


Ganz ohne Elektronik geht’s dann aber doch nicht, Chelsea Girls zum Beispiel setzt vollständig auf synthetischen Unterbau. Am besten ist David E. Sugar jedoch, wenn er die elektronischen Spielereien clever mit handgespielten Instrumenten kombiniert (Something New, Fleamarket). In diesen Momenten entfalten die Songs diese subtile, unaufdringliche Tanzbarkeit, wie man sie so zum Beispiel von The Whitest Boy Alive kennt. Klassische Song-Strukturen bleiben zwar erhalten, werden jedoch durch zerschredderte Gitarren- und Vocal-Loops für die Disco rausgeputzt. Unschlagbar sind vor allem die markigen Basslinien, nach denen sich so mancher Bassist alle zehn Finger lecken würde.

Dazu kommt der nölige, teils atonale Gesang von David E. Sugar, den er mit einer vorlauten Kaltschnäuzigkeit darbietet, wie sie britischer nicht sein könnte. Der Song-Titel Keep It Simple ist Programm. Auf Memory Store tummeln sich allerhand aufgeräumte Arrangements. Auch auf die Gefahr, dass die Platte so in ihrer Gesamtheit zu durchschaubar ist: Wer gerne mal zu Hot Chip oder LCD Soundsystem eine flotte Sohle aufs Parkett legt, wird auch bei David E. Sugar die Beine nicht stillhalten können und ihm zuraunen wollen: „That shit ain’t a party killer!“

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