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Album der Woche: Diverse – Weihnachtsalben

Traditionsgemäß schwelgt die Musikindustrie schon Mitte Dezember in den Feiertagen und bringt nur noch wenig beachtenswerte Veröffentlichungen zu Tage. Wir nutzen die Gelegenheit, um den Stapel neuer Weihnachtsalben zu sondieren. Gibt es hörenswerte Alternativen zum alljährlichen Last-Christmas-Elend?

Weihnachten. Das ist eingeschmolzene Schokohasen ab September, Lebkuchen ab Oktober und Last Christmas ab November. Seit Jahren. Und obwohl allen schon vier Wochen vor Weihnachten der Spekulatius beim hundertsten Hören des elendigen Weihnachts-Evergreens von Wham! im Hals stecken bleibt, kramen es die Radiostationen jedes Jahr aufs Neuste raus. Als ob es nichts anderes gäbe?!

Fernab der Weihnachtsklassiker, mit denen uns die Radiostationen, Kaufhausbesitzer und Werbungsmacher jedes Jahr immer und immer wieder quälen, gibt es jedoch auch zeitgemäße Weihnachtslieder oder zumindest zeitgemäße Interpretationen uralter Klassiker. Zum Beispiel vom Indie-Duo She & Him.

She & Him – A Very She & Him Christmas

She & Him - A Very She & Him Christmas

Zooey Deschanel und M. Ward machen seit 2006 unter dem Namen She & Him zusammen Musik. Schon seit den Aufnahmen zum 1. Album hatten die beiden den Wunsch, ein Weihnachtsalbum aufzunehmen. A Very She & Him Christmas ist dann auch genau das, was man von den beiden erwartet hat: Im Vordergrund steht Deschanels warme Stimme, die sich in M. Wards zwischen Melancholie und Rock’n’Roll-Groove changierenden Gitarrenspiel perfekt einpasst.

Obwohl She & Him durchweg alte Klassiker wie Rockin‘ Around The Christmas Tree oder Have Yourself A Merry Little Christmas covern, wirken sie dabei niemals kitschig oder altbacken. Die Lieder vermitteln ein Gefühl von Weihnachten, das befreit ist von allem Ballast; ein Weihnachten, dass sich anfühlt wie ein einfacher, sonniger Tag auf der Bank im Schnee.

Smith & Burrows – Funny Looking Angels

Smith & Burrows - Funny Looking Angels

Funny Looking Angels von Smith & Burrows klingt dagegen eher wie sich das erste Weihnachten für Kinder anfühlen muss: Viel Pathos, viel Schnee und ein riesiger glitzernder Tannenbaum. Tom Smith von den Editors und der ehemaliger Razorlight-Drummer Andy Burrows erschaffen auf ihrem Album ein Weihnachten, auf das man sich schon zwei Jahre im Voraus freut.

Dabei bedienen sich die beiden Musiker den weihnachtlichen Referenz-Instrumenten: Streichern, Trompeten, Schellenkränzen, Glocken und Chöre. Auch lyrisch greifen sie Themen rund um Winter und Weihnachten auf. Jedoch bedeutet Weihnachten für Smith & Burrows nicht nur fröhliches Beisammensein im Kreise der Familie, sondern besonders das Nachdenken und Resümieren über das vergangene Jahr.

Neben den Eigenkompositionen von Smith & Burrows bietet Funny Looking Angels auch einige Coverstücke. Allerdings verbreiten Lieder wie On And On von The Longpigs, Only You von Yazoo oder Wonderful Life von Black melodisch eher weihnachtsuntypische Melancholie. So schlagen sie den Bogen zu Weihnachten als Fest der Besinnung.

Various – About Christmas Songs

Various - About Christmas Songs

Mal mehr, mal weniger besinnlich geht es auf About Christmas Songs zu. Die Compilation des Hamburger Labels Devil Duck Records versammelt 14 verschiedene Künstler, mit dem Anspruch auch mal schöne Lieder zu Weihnachten zu hören. Schön liegt ja bekanntlich im Auge des Betrachters, weshalb hier für jeden etwas dabei ist: für Indiekids, die Weihnachten mit The Wombats auf der Tanzfläche verbringen wollen, für Melancholische, die lieber mit Scott Matthews am Kamin sitzen und für Seemänner.

Friska Viljors Oh No ist leider einer der wenigen, herausstechenden Songs auf dem Album. Zwar thematisieren alle Lieder irgendwie Weihnachten, aber um wirklich aufzufallen, bleiben sie zu sehr in ihren eigenen Genrestrukturen verhaftet, anstatt mit einfallsreicher Instrumentierung aufzufallen.

Ein Rock-Song klingt dann sehr rockig, Scott Matthews wie immer sehr traurig und die Wombats laden halt zum Tanzen ein. Der gut gemeinte Kompilations-Charakter der Platte ist gleichzeitig ihr größtes Problem: Irgendwie passt nichts zusammen, auch wenn viele der Songs, wie zum Beispiel „More Dreaming“ von Release The Sunbird Vorfreude auf sonnige Tage im Winterschnee aufkommen lassen.

Emmy The Great & Tim Wheeler – This Is Christmas

Emmy The Great & Tim Wheeler - This Is Christmas

Wie man beim Schreiben von Weihnachtsliedern seinem Stil treu bleibt und trotzdem nicht anbiedernd gängige Weihnachtsklischees bedient, zeigen Emmy The Great & Tim Wheeler auf This Is Christmas. Wie auch Smith & Burrows bauen sie Streicher, Klavier und Weihnachtsglocken in ihre oft tanzbaren Lieder ein, jedoch immer so, dass es nicht an den schlimmstmöglichen Weihnachtsmarkt zwischen Glühweinsudel und Kunstschneehorror erinnert.

Als hätten Indie-Rock und Weihnachten noch nie getrennt existiert, kreieren Emmy The Great & Tim Wheeler leichtfüßige Weihnachtshymnen mit dezentem Hang zum Pathos. Dabei schaffen sie den Spagat zwischen schwelgenden Liebesliedern wie Christmas Moon, Spaßstücken wie Jesus The Reindeer und rockigen Anti-Weihnachtssongs wie Zombie Christmas.

Und wer anstatt sich durch den Schnee zu kämpfen lieber am Strand liegen und im Meer schwimmen will, kann sich ein wenig beruhigter die Stiefel anziehen, denn Tim Wheeler scheint es genauso zu gehen. This Is Christmas. Ich wünschte, es wäre so.

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