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Album der Woche: Elliott Smith – An Introduction To

Manche Künstler macht erst ihre Zerrissenheit zum Genie. Auch Elliott Smith haderte stets mit sich selbst und schrieb daraus wunderbare Musik. Abgründig düster und gleichzeitig zart und gebrechlich machte er aus seinen Depressionen und Suizidgedanken kein Geheimnis. Mit nur 34 Jahren starb Elliott Smith 2003 kurz vor der Veröffentlichung seines sechsten Studioalbums. „An Introduction To Elliott Smith“ soll vor allem junge Generationen mit dem Sänger vertraut machen.

Gleich am Anfang von An Introduction To steht der Song Pictures Of Me, als solle er ein für allemal klarstellen, dass Elliott Smith nicht der war, für den er gehalten wurde. „Sick and tired of all those pictures of me“ – Smith war genervt von den Bildern, die über ihn verbreitet wurden. Sie zeichneten einen depressiven Junkie, der als Kind missbraucht und später Alkoholiker und tablettenabhängig wurde. Bilder, für die er zum Teil selbst verantwortlich war. Elliott Smith sang seine Texte wie eine Offenbarung seiner inneren Abgründe. Düster und schwerfällig zeichnete er ein trostloses Bild von sich selbst.

Elliott Smith veröffentlichte seine erste Platte 1994, in einer Zeit, in der Bands wie Nirvana und Mudhoney den Grunge in die Welt hinausschrien. Zarte Akustikgitarre gegen berstende Verstärker – für sein Debütalbum Roman Candle bekam Smith nur wenig Aufmerksamkeit. Das änderte sich 1998, als ein Filmemacher auf ihn aufmerksam wurde. Smith steuerte drei Songs zu dem Soundtrack von Good Will Hunting bei und rutschte damit auf eine Erfolgswelle. Für Miss Misery wurde er sogar für einen Oscar nominiert, den dann aber Celine Dions My Heart Will Go On aus Titanic erhielt.

2003, als Smith mitten in der Arbeit an seinem sechsten Studioalbum steckte, starb er an zwei Messerstichen. Bis heute ist nicht geklärt, ob er sich das Messer aus Versehen in die Brust gerammt oder sich umgebracht hat. Letzteres wäre nicht überraschend, hatte er doch seine Selbstmordgedanken schon einige Male thematisiert.

Elliott Smith pflegte den Minimalismus. Oftmals nur begleitet von einer Akustikgitarre, besang er seine Selbstzweifel, sein ständiges Hadern mit sich selbst. Die Suche nach dem Sinn und nach Beständigkeit, verirrt im Labyrinth der unzähligen Möglichkeiten. In einigen Songs wirkt seine Stimme so kraftlos, dass man meint, er würde am Gesang zerbrechen. Doch in der Düsterkeit entdeckte Elliott Smith das Schöne. Er verwandelte sie in zarte Melodien, die in all ihrer Bitterkeit etwas Süßes trugen.

An Introduction To fasst nun, sieben Jahre nach seinem Tod, das Vermächtnis von Elliott Smith zusammen. 14 Songs, jedes der sieben Studioalben (zwei Alben sind posthum erschienen) ist vertreten. Die Platte spiegelt sein Schaffen umfassend wider: Von den düsteren aber auch den helleren Phasen. Dabei spart sie die pompösen Songs aus, die mit den aufgetürmten Streicherarrangements, wabernden Synthesizern und brummenden Orgeln. Es geht um den reduzierten Smith. Einzig ein leichtes Klavier hat Einzug auf der Zusammenstellung gefunden.

An Introduction To ist nicht nur ein Einstieg für jene, die Smith noch nicht kennen. Es ist auch ein Rückblick für Smith-Liebhaber, der zeigt: Neben all den trostlosen Bildern, die über Elliott Smith kursieren, war er dennoch und berechtigt ein herausragender Singer-Songwriter.

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