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Bewegt sich zum Bandsound: Ghostpoet. Foto: Steve Gullick
Bewegt sich zum Bandsound: Ghostpoet. Foto: Steve Gullick

Album der Woche: Ghostpoet – Dark Days + Canapés

Ein Gefühl von Unbehagen

Mit experimentellen Rapsongs hat Ghostpoet Fans und Kritiker gleichermaßen begeistert. Zweimal war er schon für den Mercury Prize nominiert. Auf dem vierten Album „Dark Days + Canapés“ bewegt er sich weiter Richtung organischem Bandsound. Und der Titel weist darauf hin: gute Laune gibt’s woanders.

„Es ist nur einem Zufall zu verdanken, dass wir es nicht sind, die sich in ein kleines Boot setzen müssen und alles zurücklassen, um unsere Familie in Sicherheit zu bringen.“ Dieser Gedanke war es, der Obaro Ejimiwe alias Ghostpoet zu dem Song Immigrant Boogie inspiriert hat. Den ersten, den er aus seinem neuen Album Dark Days + Canapés veröffentlicht hat. Dass er sich so konkret zu einem Thema äußert ist ungewohnt, seine Texte sind sonst viel assoziativer. Und es ist gar nicht so sehr ein politisches Statement, es geht eher um Mitgefühl. Ghostpoet schreibt in der ersten Person und das wirft beim Hören die Frage auf: Was würde ich in dieser Situation tun?

Erst Abitur, dann Musik

Ghostpoet wächst in London auf, zum Musik machen ist er eher zufällig gekommen. Er muss sein Abitur an der Abendschule nachholen und tagsüber arbeitet er in der Firma seiner Eltern. Erst als er zum Studieren nach Coventry zieht, hat er Zeit, sich auszuprobieren und experimentiert in seinem Zimmer mit Musiksoftware. 2011 erscheint sein erstes Album Peanut Butter Blues & Melancholy Jam und wird gleich für den Mercury Prize nominiert.

https://www.youtube.com/watch?v=gzF00zaK56I

Dark Days + Canapés schreitet musikalisch weiter Richtung gitarrenlastiger Bandsound. Die Beats übernimmt das Schlagzeug, Synthies und Klavier erzeugen Klangwände, der Bass bringt einen unterschwelligen Groove. Geschrieben hat Ghostpoet die Songs zusammen mit dem Produzenten und Gitarristen Leo Abrahams, der schon mit Brian Eno und Wild Beasts gearbeitet hat. Abrahams hat dafür gesorgt, dass die Songs genau die Stimmung rüberbringen, die Ghostpoet sich vorgestellt hat. Und die ist weitestgehend kühl und nachtschwarz.

Von London nach Margate

Dark Days + Canapés klingt nach Großstadt, aber vor ein paar Monaten ist Ghostpoet mit seiner Frau und seinem Hund in den Küstenort Margate in der Grafschaft Kent gezogen. Er fand das Leben in London zu stressig – wenn man sich nicht ständig kaputt arbeitet, bekäme man dort gleich ein schlechtes Gewissen, hat er kürzlich in einem Interview gesagt. Das nicht enden wollende Hamsterrad von abstumpfendem Job, Konsum und noch mehr Arbeit thematisiert Ghostpoet in dem Song Karoshi. Das ist Japanisch und bedeutet „Tod durch Überarbeitung“.

Ein Gefühl von Unbehagen durchzieht Dark Days + Canapés, was nicht verwundert, denn die Songs sind vor dem Hintergrund von Brexit und den Wahlen in den USA entstanden. Entsprechend klingen die Songs von Ghostpoet nicht gerade gutgelaunt. Aber das hat beim Hören einen eher befreienden Effekt, so kann man den ganzen Mist endlich mal rauslassen.

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