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Isolation Berlin sind die Begründer der „Berliner Schule“. Foto: Noel Richter
Isolation Berlin sind die Begründer der „Berliner Schule“. Foto: Noel Richter

Album der Woche: Isolation Berlin – Und aus den Wolken tropft die Zeit

Verrückt in Berlin

Seit 2012 machen Isolation Berlin traurigen Rock zwischen Indie und Punk. Nun erscheint ihr lang erwartetes Debütalbum „Und aus den Wolken tropft die Zeit“. Darauf schaffen Isolation Berlin einen ganz eigenen Soundtrack für die Hauptstadt-Jugend.

„Du bist verrückt mein Kind, du musst nach Berlin“ – das ist ein Sinnspruch für viele junge Menschen, die nach Berlin ziehen. Die Band Isolation Berlin ist definitiv auch verrückt. Allerdings nicht in dem für Berlin typischen hippen und technoiden Sinn. Die vier Jungs sind einsam verrückt, isoliert eben. Aus der Langweile in der Großstadt ist ihre Band geboren, erzählt Sänger und Gitarrist Tobias Bamborschke.

Uns hat einfach alles unglaublich gelangweilt und wir haben nichts gefunden, was uns wirklich gefallen hat. Generell aus dieser Frustration heraus haben wir dann auch diese Musik gemacht, weil wir endlich mal Musik erleben wollten, die irgendwas zu erzählen hat und nicht irgendeinem Motto oder einer Zeit hinterher rennt, sondern die wirklich aus einer Dringlichkeit entsteht. Das haben wir nirgendwo gesehen. Da haben wir gesagt, machen wir das selber.

https://www.youtube.com/watch?v=5ySALumGR8k

Musikalische Trauerbewältigung

Angefangen hat die Geschichte von Isolation Berlin in einer Kneipe in Berlin. Nach der Trennung von seiner Freundin hat Bamborschke seinen späteren Gitarristen Max Bauer in einer Kneipe kennengelernt. Bald wurden sie beste Freunde, nach der gemeinsamen Wohnung folgte die Bandgründung. Erst nach dem Erlernen von Songs von The Jesus & Mary Chain folgten eigene selbstgeschriebenen Songs. In denen geht es um Tristesse, Melancholie, Einsamkeit.

Das Leben ist halt nicht nur Freude. Das Leben heißt auch zu leiden. Der Weg der Flucht ist kein Weg, also des Verdrängens. Alles was negativ oder traurig ist zu verdrängen und sich nur zu berauschen, rauszugehen und fröhlich zu sein – das ist kein Weg. Der einzige Weg ist es, mit der Trauer umzugehen, in die Trauer reinzugehen und sich da komplett reinzuschmeißen.

Ausleben kann Bamborschke diese Trauer in West-Berlin, wo er aufgewachsen ist. Zwei seiner Lieblingsorte – dem Aquarium und dem Schlachtensee – hat er sogar eigene Songs gewidmet.

Rein äußerlich erinnern Isolation Berlin an die typische Band-Formation: Männlich, weiß, zu viert und mit Gitarre. Mit ihrer expliziten Musik bringen sie aber etwas neues in den deutschen Rock. Dabei geht es in ihren Texten nicht nur um sie selbst.

Ich arbeite viel mit Bildern. Da fließt total viel mit ein, was ich an anderen beobachte oder was ich erzählt bekomme. Schicksale von Freunden, Bekannten oder von Leuten, die ich auf der Straße sehe. Sachen aus dem Fernsehen oder der Zeitung. Das sind ja super viele Sachen, die da einfließen.

Erschöpfung statt Selbstoptimierung

In Zeiten der Selbstoptimierung trauen sich Isolation Berlin auszusprechen, wie es vielen jungen Menschen ergeht. Und das abseits von Instagram und Twitter. Da hat die Band auch keinen Account. Ein bisschen Größenwahn steckt trotzdem in Isolation Berlin. So veröffentlichen sie neben ihrem Debütalbum auch ein Album voll mit altem Material. Spätestens mit dem richtigen Debütalbum sollte der ewige Verweis auf Rio Reiser enden. Mit ihrem Punk-Rock bewegen sich Isolation Berlin ständig zwischen Energie und Erschöpfung. Und kreieren damit einen gelungenen Alternativ-Soundtrack für Großstadt-Millenials.

Redaktion: Louisa Zimmer

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