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Album der Woche: Junip – Fields

Als vor vier Jahren zu seiner Coverversion von „Heartbeats“ bunte Bälle durch San Francisco hüpften und für einen Fernseher warben, wurde José González blitzartig in die vorderste Riege der Singer/Songwriter katapultiert. Es folgten zwei gefeierte Alben und Konzerte in der ganzen Welt. Neben seiner Solokarriere blieb José González aber immer auch Mitglied der schwedischen Band Junip. Die gründete sich vor zehn Jahren, bringt aber erst jetzt ihr Debütalbum „Fields“ raus.

Wenn der Frontmann einer Band als Solokünstler weltberühmt ist, dann hat das Vor- und Nachteile. Vorteil: Aufmerksamkeit ist der Band gewiss. Nachteil: Die Band steckt meist hinter der Solokarriere zurück. So war das auch bei Junip. Dass es zehn Jahre gedauert hat, ihr Debütalbum zu veröffentlichen, lag vor allem daran, dass González durch die Welt tourte und ein Konzert nach dem anderen spielte.

Ich habe mir einfach nicht genug Zeit genommen. 2005 haben wir ein paar Stücke gemacht, von denen wir nur fünf veröffentlicht haben, weil ich wieder auf Tour gegangen bin. Ich war einfach nicht konsequent genug. Es geht aber nicht nur darum, sich die Zeit zu nehmen. Ich bin sehr, sehr langsam beim Texten und beim Zusammenbasteln der Songs, wenn wir die Musik eingespielt haben. 2008 war die Zeit, sich dafür zu entscheiden, nichts anderes zu machen als an dem Album zu arbeiten, bis es fertig war.

Mit dieser Entscheidung tat González auch seinen beiden Bandmitgliedern, den Schweden Tobias Winterkorn und Elias Araya einen Gefallen. Die drei Musiker kannten sich aus ihrer Jugend. Begonnen hatten sie eigentlich als Hardcore- und Punk- Formation. Wenn man jetzt, zehn Jahre später, das Album Fields hört, fällt es schwer, sich González als brachialen Schreihals vorzustellen.

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Als González vor zwei Jahren entschied, sich mehr Zeit für Junip zu nehmen, hatten Winterkorn und Araya die Hoffnung auf die Musikerkarriere fast schon begraben. Die beiden schmissen ihren Jobs und begannen, ihren Proberaum im schwedischen Göteborg zu einem Studio umzubauen. Dort trafen sie sich dann über Monate hinweg und spielten, was ihnen in den Kopf kam. Ein festes, durchgeplantes Songwriting gibt es bei Junip nicht. Herausgekommen sind elf minimalistische Songs, gleichförmig und sparsam instrumentiert.

Bei Junip ging es wohl eher um den Sound als um die eigentlichen Songs. Wir wollten versuchen, einen Sound zu haben, der ein wenig anders als all die anderen klingen sollte. Deshalb haben wir uns auf die Nylongitarre, das Schlagzeug, die Orgel und den Moog konzentriert. Wir haben früher eher versucht, Popsongs zu schreiben; langweilige, ruhige Popsongs [lacht]. Jetzt geht es geht uns darum, einen Groove oder nette, geheimnisvolle Melodien zu finden.

Auf Fields stehen die Melodien und Rhythmen im Vordergrund. González’ Texte sind kryptisch und oft düster. Der Schwede, so könnte man glauben, steckt in einer Sackgasse; fragt sich nach dem Sinn des Lebens, nach etwas, das größer ist als die Menschheit.

Aber Junip ist mehr als die Band hinter José González. Das Album Fields lebt vor allem von der aufwendigen Percussion von Elias Araya. Der Schwede mit den äthiopischen Wurzeln gibt der melancholischen Grundstimmung der Songs mit Jazz-Rhythmen und Latin-Grooves Frische, die der Platte sehr gut bekommt. Junip selbst betiteln das Album als tanzbar und eingängig. Doch hinter diesen Attributen versteckt sich wohl eine gehörige Portion Ironie. Fields ist kein Uptempo-Album. Eher eine ruhige Platte für einen entspannten Abend zu Hause.

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