Feinsinn und Vernunft sind nicht unbedingt Attribute, die einem zu Kakkmaddafakka als erstes einfallen. Party, gute Laune und tanzende Chorknaben auf der Bühne wohl schon eher. Ein bisschen reifer sind sie in den letzten Jahren aber schon geworden, gibt Sänger Axel Vindenes zu.
Ich werde nächstes Jahr 30. Wir werden alle älter und machen das Ganze jetzt schon eine Weile. Wir wissen also, was wir tun. Vielleicht stimmt also die Einschätzung, dass wir inzwischen reifer geworden sind. Das ist ein ganz natürlicher Prozess. Aber letztlich stehe ich jeden Tag auf und versuche einfach nur, einen guten Song zu schreiben. Dann gehen wir ins Studio und versuchen, die bestmögliche Aufnahme hinzubekommen. Aber dennoch habe ich in der letzten Zeit Bruce Springsteen für mich entdeckt, den man wohl eher als einen reifen Künstler beschreiben kann. Und diesen Einfluss hört man auch in der Musik.
Faszinierendes Experiment
Neben Bruce Springsteen hat sich die Band von 80er Jahre Pop wie The Cure und The Smiths beeinflussen lassen. Die Brüder Axel und Pål Vindenes haben das Album selbst produziert. Vorher hatte das ihr Freund und Mentor Erlend Øye getan. Der war dieses Mal eher eine Art Executive-Producer, die Band hat sich mit ihm ausgetauscht und er hat alles abgesegnet. Aber nicht nur er, sondern auch andere Freunde haben im Vorhinein ihre Meinung zu den Songs abgegeben. Für Axel Vindenes war das ein faszinierendes Experiment.
Wenn ich an Musik arbeite, werde ich zu einer Art Wissenschaftler. Mich fasziniert es, die Reaktionen der Leute zu beobachten und herauszufinden, was ihnen besonders gefällt und was sie nicht mögen. Das kann man mit Open-Source Computerprogrammen vergleichen. Die Menschen können daran mitarbeiten und das Programm verbessern. Ich bin zwar nicht sicher, ob ich beim nächsten Album genauso arbeiten werde, aber dieses Mal wollte ich von Beginn an möglichst viel Feedback bekommen.
Die Stimmung auf KMF ist etwas melancholischer als auf dem Vorgänger. Tanzbarkeit ist dennoch oberstes Gebot: das Keyboard klimpert, das Schlagzeug prescht im Vier-Viertel-Takt nach vorne, der Bass wiegt sich im Discogroove.
Seit dem letzten Album hat sich ein neuer Keyboarder zur Band gesellt. Er konnte zwar vorher gar nicht Klavier spielen, aber auf technische Perfektion kommt es bei Kakkmaddafakka nicht an, sagt Sänger Axel Vindenes.
Wir beurteilen jemanden nicht nach seinen technischen Fähigkeiten an einem Instrument. Für uns geht es um die Musikalität. Bei Kakkmaddafakka kann man seine Musikalität ausleben, ohne überhaupt ein Instrument zu spielen. Es reicht schon, wenn du die Musik fühlen kannst. Es ist super, wenn du alle Tonleitern kennst, die Akkorde beherrscht und ein großes theoretisches Wissen hast, aber im Endeffekt geht es darum, wie du spielst und welches Gefühl du damit transportieren kannst.
So einfach wie möglich
Den Albumtitel KMF hat die Band übrigens unter anderem aus Rücksicht auf britische und amerikanische Radiomoderatoren gewählt. Dort ist es ja mit dem öffentlichen Äußern gewisser Four-Letter-Words so eine Sache. Statt das böse „fuck“ in den Mund nehmen zu müssen, können die Leute ab sofort auch einfach die Abkürzung benutzen. Außerdem will sich die Band in Zukunft auf das Wesentliche konzentrieren – kein Chor mehr bei den Konzerten, keine langen umständlichen Albumtitel.
Mir ist es wichtig, dass wir nicht wieder drei Jahre bis zu nächsten Veröffentlichung vergehen lassen. Das hier soll der Start einer Reihe von Alben für KMF werden. So wie bei Led Zeppelin: I, II, III. Alles soll so simple wie möglich gehalten werden. Wir wollten alles ein wenig zu reduzieren und den Kern freilegen. Wir wollten quasi eine Art Jägermeister aus Kakkmaddafakka destillieren: Die Band wird ausgequetscht bis nur noch diese schwarze Flüssigkeit übrig ist – und die kippen wir dann auf Ex.
Ob nun mit oder ohne tanzende Chorknaben, auch mit den neuen Stücken von KMF in der Setlist wird ein Kakkmaddafakka-Konzert nicht weniger schweißtreibende Party sein als vorher. Bei den ruhigeren Songs kann man ja in Zukunft zum Beispiel über verpasste Gelegenheiten nachgrübeln, aber nur ganz kurz.
Tickets gewinnen!
Im April kommen Kakkmaddafakka auf Tour und wir verlosen Tickets für alle Termine. Einfach eine Mail schicken an musik[at]detektor.fm, Betreff: „Kakkmaddafakka“, den Namen und die Wunschstadt nicht vergessen. Alle Gewinner informieren wir rechtzeitig per Mail.