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Album der Woche: Kanye West – Yeezus

Kanye West ist einer der erfolgreichsten Hip-Hop-Künstler derzeit. Er hat 14 Millionen Platten verkauft und mit 36 Jahren schon so viele Grammys gewonnen, wie noch niemand vor ihm in dem Alter. Mit „Yeezus“ ist nun sein sechstes und bislang experimentellstes Album erschienen.

Album der Woche: Kanye West – Yeezus 04:12

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Kinder – machen Sie Platz für den selbsternannten Steve Jobs der Kultur. Für den Mann, der nach eigenen Worten dafür sorgen wird, dass dieser Planet ein besserer, ein gerechterer wird und der sich selbst als Gott bezeichnet. Nein, an Selbstvertrauen mangelt es Kanye West ganz bestimmt nicht. Klotzen statt Kleckern ist zweifellos seine Devise. Das galt bislang auch für seine Musik. Auf seinem neuem Album Yeezus aber hat Kanye West einen für sich gänzlich neuen Weg beschritten.

Rick Rubin half beim Reduzieren

Zurückgelehnter Sprechgesang über einem souligen Beat, humorige Einspieler zwischen den Songs und Alben mit bis zu 21 Stücken, all das gehört der Vergangenheit an. Für sein neues Album hatte West zunächst mit einer Armada an Co-Produzenten und Gastmusikern zusammengearbeitet. Darunter waren zum Beispiel Daft Punk, Justin Vernon oder Frank Ocean. Eine Woche vor Veröffentlichung hat er sich dann Rick Rubin ins Studio geholt und allen überflüssigen Schnickschnack wieder rausgeschmissen.

Das Ergebnis ist keine freundliche Platte. Der Sound von Yeezus ist brutal und verstörend, West bedient sich großzügig bei Industrial, Dancehall und Chicago House. Auf dem Album dominieren verzerrte Synthesizer, schrill-qietschende Elektronika und holprige Beats. Immer wieder brechen die Songs plötzlich ab. Sie sind durchsetzt mit scheinbar völlig unpassenden Elementen, z.B. Kindergesang oder Horrorfilm-Geräuschen wie in dem Stück I Am A God.

Hin und wieder kommt auch Autotune zum Einsatz wie in dem Song New Slaves. Außerdem bedient sich Kanye West hier bei einem Song der ungarischen Rockband Omega.

Jede Menge Widersprüche

Wie vermutlich kein Zweiter verkörpert Kanye West die widerstrebenden Elemente der HipHop-Kultur: Materieller Luxus und Narzissmus einerseits, Gesellschaftskritik andererseits. In New Slaves schimpft er auf alle, die ihre hartverdienten Dollar für Goldketten und Designer-Klamotten ausgeben, hat andererseits aber selbst ein Modelabel.

Blood On The Leaves beginnt mit einem Nina-Simone-Cover des Klassikers Strange Fruit. Der Song thematisiert die grausigen Lynchmorde im Süden der USA während der Zeit der Rassentrennung. Wenn man jetzt ein feuriges Manifest gegen Rassismus erwartet, wird man allerdings enttäuscht. West rappt lieber über die niederträchtigen Verflossenen, die nur auf sein Geld aus waren.

Narzisstisch verblendet oder genial berechnend?

Wenn man Interviews mit Kanye West liest, kann man den Eindruck bekommen, dass er vor allem ein selbstverliebtes Großmaul ist, das immer und überall gewinnen muss. Er versteht es zweifellos, Aufmerksamkeit zu erregen und zu polarisieren. Mit Yeezus ist ihm darüber hinaus ein faszinierendes und provozierendes Album gelungen, über das man wohl noch eine ganze Weile sprechen wird.

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