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Album der Woche: Lianne La Havas – Is Your Love Big Enough?

Lianne La Havas hat erst mit 18 angefangen, Gitarre zu spielen. Gerade mal vier Jahre später steht sie kurz vor dem internationalen Durchbruch. Viele sehen in ihr eine kommende große Soul-Sängerin vom Format einer Erika Baduh oder Lauryn Hill. Gerade hat Lianne La Havas den Grundstein dafür gelegt: Ihr Debütalbum „Is Your Love Big Enough?“

Album der Woche: Lianne La Havas – Is Your Love Big Enough 06:55

„Hast du genug Liebe in deinem Herzen für das, was da kommt?“, fragt Lianne La Havas im Titelstück ihres Albums. Doch im Gegensatz zu allen anderen Songs geht es hier nicht um die Liebe zu anderen, sondern um die Voraussetzung für ebendiese: die Liebe zu sich selbst.

Für mich ist das die Frage danach, ob du genug Liebe in deinem Herzen hast, um auch dich selbst zu lieben. Damit besitzt du nämlich auch die Fähigkeit, andere zu lieben. Deshalb heißt das Album so. Es ist außerdem ein fröhlicher Titel und einer der ganz wenigen Songs auf dem Album, der nicht von meinem Freund oder Ex-Freund handelt.

Mit sich und der Welt im Reinen zu sein – das hilft nicht nur beim Beziehungsglück, sondern auch bei dem, was Lianne Havas bevorsteht. Es war im Oktober 2011, als sie sich vor die Fernsehkameras der Jools Holland Show traute. Ganz allein. Nur sie, eine Gitarre und zwei intim vorgetragene Lieder, die via Youtube um die Welt gingen. Seitdem stehen die Zeichen auf Erfolg. Es regnet Lobeshymnen in sämtlichen Musikmedien, Bon Iver ist bekennender Fan und La Havas spielt ein ausverkauftes Konzert nach dem anderen. Dabei war das Singen vor vielen Leuten nicht immer ihre Sache.

Wenn ich als Kind gesungen habe, dachte ich immer, ich würde etwas Ungezogenes tun. So als würde ich mich selbst entblößen. Deshalb habe ich nur für mich gesungen. Ich war in dieser Hinsicht sehr schüchtern. Wenn ich meinen Großvater die Treppe hochkommen hörte, dachte ich, dass mein Herz stehen bleibt.

Als La Havas schließlich mit 13 zum Schulchor kam, konnte sie ihre Angst vorm Singen abbauen. Und auch zu Hause ging es bei der Halb-Griechin, Halb-Jamaikanerin musikalisch zu.

Mein Vater zeigte mir die ersten Akkorde auf der Gitarre und dem Klavier. Er spielte mir griechische Musik auf dem Akkordeon vor. Und natürlich hörte ich sehr viel Reggae – zu Hause bei meinen Großeltern.


Meine Mutter hörte gern R’n’B und Soul. Ich habe mich durch ihre Michael Jackson Vinylplatten gehört. Außerdem hat sie mir viele Mary J. Blige Songs vorgespielt. Dazu die Fugees, Jill Scott. Ich habe mir also all diese Frauen angehört, diese starken Sängerinnen. Über die bin ich dann später an Nina Simone und Ella Fitzgerald geraten. Ella Fitzgerald ist wahrscheinlich meine absolute Lieblingssängerin.

Es sind die großen Sängerinnen, die Lianne La Havas zu ihren Vorbildern zählt. Und es ist nicht ganz unwahrscheinlich, dass sie bald in deren Fußstapfen treten könnte. Ihr Auftreten, ihre Stimme, ihr ganzes Wesen fasziniert. Und auch an der Gitarre hat die 22-jährige Britin in kürzester Zeit ihren eigenen Stil gefunden.

Ich war 18 als ich all diese Musiker traf. Und einfach jeder spielte Gitarre. Da dachte ich: Vielleicht ist es noch nicht zu spät das zu lernen. Wir fanden also eine Gitarre im Internet, mein Vater hat sie mir gekauft. Er zeigte mir alles, was er darauf spielen konnte. Er hat eine Art Grundwissen und er mag Finger-Pickings. Daher kommt wohl auch meine Vorliebe für all die rhythmischen Finger-Pickings, die ich auf der Gitarre mache.

Die Ballade No Room For Doubt ist so ein Song mit ausgeklügeltem Gitarren-Picking. La Havas spielt auf den tiefen und hohen Saiten zwei versetzte Rhythmen, die zusammen etwas völlig neues ergeben. Dazu singt sie zusammen mit ihrem Duett-Partner Willy Mason von den Abgründen einer mit Zweifel behafteten Liebesbeziehung.

Ihre Songs strahlen diese ehrliche Direktheit aus. Das macht Lianne La Havas greifbar. So wie sie in Forget über ihren Ex herzieht oder in Age mit einem Augenzwinkern über den Altersunterschied zu ihrem Neuen singt – es kommt einem so vor, als würde man den Geschichten einer vertrauten Freundin lauschen.

‚Age‘ erzählt eine wahre Geschichte. In Form eines Songs versuche ich die Entscheidung zu treffen, ob ich mich mit einem älteren Mann einlassen soll, der mich sehr gut behandelt oder ob ich bei einem jüngeren Mann bleiben soll – der mich nicht gut behandelt. Und während ich den Song singe, treffe ich meine Entscheidung.

Mit ihrem aufrichtigen Soul-Pop wird sich Lianne La Havas in den kommenden Monaten in die Gehörgänge schleichen. Sie hat die Stimme einer Soul-Diva, aber einen Habitus, der alles andere als divenhaft ist. Damit punktet sie bei Chart-Publikum und Indie-Szene gleichermaßen, so ähnlich wie zuletzt Adele. Also, Lianne La Havas: Ist dein Herz groß genug für das, was da kommt? Sieht ganz danach aus.

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