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Knallen nicht mehr mit Türen: Little Dragon. Foto: Ibrahim Kamara
Knallen nicht mehr mit Türen: Little Dragon. Foto: Ibrahim Kamara

Album der Woche: Little Dragon – Season High

Ein bisschen Sonnenschein

Little Dragon sind seit vielen Jahren Teil der sehr bunten schwedischen Musikszene. Sie arbeiten regelmäßig mit anderen Künstlern zusammen, ihr letztes Album „Nabuma Rubberband“ war für einen Grammy nominiert. Ihr fünftes Album namens „Season High“ ist eine kleine Flucht aus dem Alltag.

Die Arbeit am neuen Album sei eine Achterbahnfahrt der Liebe gewesen, hat Little Dragon-Sängerin Yukimi Nagano kürzlich in einem Interview erzählt. Eine blumige Umschreibung dafür, dass nicht immer alles harmonisch abläuft, wenn sie und ihre drei Bandkollegen eine Platte aufnehmen. Sie können alle sehr dickköpfig sein, sagt Drummer Erik Bodin:

Wir sind ein bisschen stolz auf uns, dass wir nicht mehr mit Türen knallen. Wenn einem von uns etwas nicht gefällt, dann setzen wir uns hin und reden ganz vernünftig. Aber meistens läuft es ziemlich smooth. Es ist wichtig für uns, dass alle mit einer Entscheidung einverstanden sind. Keiner soll sich übergangen fühlen. Aber wir können auch alle sehr dickköpfig sein.

Season Five vs. Season High

Auch über den Albumtitel war sich die Band lange unsicher. Erst hatten sie an Season Five gedacht in Anspielung auf den Serienboom der letzten Jahre. Davon waren sie aber nicht so überzeugt und haben sich schließlich auf Season High geeinigt.

Wir waren uns lange nicht sicher, wie das Album heißen soll. Zuerst dachten wir „Season Five“, mit Bezug auf die vielen Serien. Das wäre also die „Season Five“ für Little Dragon. Aber der Name hat nicht so richtig gezündet. Es gibt ja den Song „High“ und das Album ist generell ziemlich upbeat und nicht so düster im Vergleich zu anderen Little Dragon Alben. Deshalb haben wir uns für „Season High“ entschieden.

Geschrieben haben Little Dragon die neuen Songs in ihrem selbst ausgebauten Studio in ihrer Heimatstadt Göteborg. Das ist immerhin die zweitgrößte Stadt Schwedens, aber nicht unbedingt der aufregendste Ort der Welt. Für die Band gerade deshalb ideal.

Man hat viel Zeit, an seinen Projekten zu arbeiten, ohne ständig mit irgendwelchen Musikbusiness-Typen zu tun zu haben oder auf der Straße erkannt zu werden. Man kann sich ganz in seine Blase zurückziehen und das mögen wir alle sehr. Wir bringen morgens die Kinder zur Schule und stellen dann den Wecker auf vier Uhr nachmittags, damit wir nicht vergessen, sie wieder abzuholen. Zwischendurch können wir einfach kreativ sein und Göteborg stört uns nicht dabei.

Bloß keine Gitarren!

Auf Season High fusionieren Little Dragon R&B, Elektronika, Dance und Pop zu verspielten Soundlandschaften über denen Yukimi Naganos bittersüße Stimme schwebt. Gitarren hatte es bisher nicht gegeben bei Little Dragon. Aber gleich im ersten Song Celebrate überraschen sie mit einem Gitarrensolo, das ein bisschen an Purple Rain von Prince erinnert. Ein Prince-Tribute-Song sollte es aber nicht werden.

Wir mögen John Hammer sehr gerne, das ist ein Keyboarder der unter anderem den Soundtrack zu Miami Vice gemacht hat. Er hatte immer Synthies, die wie Gitarren klangen auf seinen Platten. Und auf dem Cover stand: Auf diesem Album sind keine Gitarren zu hören. Das fanden wir großartig und haben gedacht, dass wir auch niemals ein Gitarrensolo haben würden. Aber unser Label hat uns ein bisschen angestachelt. Und dann dachten wir: Ok, wenn schon Gitarre, dann soll es unser Freund Agge sein, mit dem wir in die Schule gegangen sind. Und jetzt freuen wir uns sehr, dass er auf dem Album ist.

In Schweden können ja sogar die Sommer ziemlich grau und verregnet sein. Die Synthie-Dance-Popsongs von Little Dragon sind genau das Gegenteil: bunt, leicht und unbeschwert. Season High soll nicht zum Nachgrübeln anregen. Wo andere Künstler das Ende der Welt besingen, wollen Little Dragon den ganzen Mist lieber für eine Stunde ausblenden. Das ist ja manchmal auch ganz hilfreich.

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