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Lässt Frauen hochleben: Loyle Carner.
Foto: Charlie Cummings

Album der Woche | Loyle Carner – Not waving, but drowning

Für mehr Gefühle im Rap

Mit seinem Debütalbum „Yesterday’s gone“ hat der Loyle Carner einige Wellen geschlagen. Für seine entspannten und allürenfreien Hiphop-Tracks war er für den Mercury-Prize nominiert. Jetzt erscheint der Nachfolger „Not waving but drowning“. Darauf dankt er den wichtigsten Frauen in seinem Leben.

Loyle Carner – der einfühlsame Rapper

Er würde sich definitiv als Feminist bezeichnen, sagte Benjamin Coyle-Larner alias Loyle Carner kürzlich in einem Interview. Besonders wichtig sind für ihn natürlich seine Mutter und seine Großmutter, die ihn großgezogen haben, und auch seine Freundin. Diese Frauen spielen nicht nur im Leben von Carner eine bedeutende Rolle, sondern auch in seiner Musik. Nicht verwunderlich, dass Mama Jean für sein zweites Album Not Waving But Drowning sogar einen Song beigesteuert hat. Für das Genre Hiphop ist das immer noch eine Ausnahme, genau so wie seine generell unagressive und allürenfreie Art. Über Gefühle zu sprechen und sich nicht hinter großmäuligen Posen zu verstecken ist nicht immer leicht, sagt Carner.

Wenn ich andere Rapper treffe, ist das manchmal komisch. Ich mag Hiphop und ich finde es ok, wenn Leute in ihren Songs herumprahlen. Aber so bin ich nicht. Zuerst war mir nicht klar, dass es mutig ist über seine Gefühle zu sprechen. Jeder ist anders, aber ich möchte nicht auf einer Bühne stehen und Leute anbluffen. Ich will offen sein und das kann einem schon Angst machen. Vielleicht mögen dich die Leute nicht oder sie mögen nicht, was du sagst.

Viele Gastauftritte

Bislang ist diese Strategie für Carner aber wunderbar aufgegangen: er verkauft ein Konzert nach dem anderen aus, seine Songs laufen im Radio rauf und runter. Und das zu Recht, auch sein zweites Album ist eine eindrucksollve Sammlung von Geschichten, mit denen er auf sein Leben blickt. Er beschreibt Einsamkeit, Frustration, Glück, Enttäuschung, schöne und schwierige Momente und das auf diese wahnsinnig sympatische Art. Einen Freund wie Carner möchte man gern haben. Der Song Krispy thematisiert die komplizierte Beziehung zu seinem kreativen Partner Rebel Kleff. Eigentlich sollte der Track eine Versöhnung sein, aber am Ende stand Carner alleine da und so ist der Text ein Rückblick auf eine Freundschaft, die zerbrochen und vielleicht nicht wieder herzustellen ist.

Apropos Freunde – das Album hat viele Gastauftritte zu bieten: von Soulpopper Tom Misch über Sampha bis zur Sängerin Jorja Smith und Kiko Bun, der schon auf seiner ersten EP zu hören war. Untermalt werden seine Texte mit melancholischen Pianolinien, souligen Background-Chören, Bläsern und zurückgelehnten Beats.

Von einem Gedicht inspiriert

Der Albumtitel ist von einem Gedicht in einem Buch inspiriert, das Loyle Carner gefunden hat, als er das Zimmer seines verstorbenen Großvaters aufräumte.

Er hat darin alle möglichen Stellen markiert und Notizen gemacht. Und eine Zeile hat mich besonders beeindruckt: Ich winke nicht, ich ertrinke. Das hat mich nicht mehr losgelassen. Ich habe dann herausgefunden, dass das Gedicht von einer Frau namens Stevie Smith stammt, es heißt „Not waving but drowning“. Da geht es um einen Typen, der immer falschen Alarm schlägt. Und als er eines Tages beim Schwimmen droht zu ertrinken und wild mit den Armen wedelt, glauben ihm seine Freunde nicht. So fühle ich mich manchmal auch. Manche Leute glauben, ich bin jetzt reich und habe Erfolg, aber ich muss auch Rechnungen und die Miete bezahlen. Und manchmal fühle ich mich, als würde ich ertrinken.

Mit Not Waving But Drowning hat Loyle Carner seinen Ruf als eines der interessantesten jungen Talente der britischen Hiphop-Szene verfestigt. Wie schon auf dem Debüt vermittelt er dieses vertrautes Gefühl, dass man hier den echten Menschen und seine Probleme hört. Emo-Hiphop lebt.

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