Ein Schwarzweiß-Foto mit jeder Menge Menschen ziert das Cover des Debütalbums von Loyle Carner. Neben dem Künstler selbst sind seine Familie, Freunde, eine ehemalige Lehrerin, der Produzent des Albums und auch ein Hund zu sehen. Denn Familie und Freunde sind das wichtigste für Loyle Carner, der eigentlich Ben Coyle-Larner heißt. Diese Themen ziehen sich wie ein roter Faden durch sein erstes Album Yesterday’s Gone.
Keine großmäuligen Posen
Die Offenheit, mit der Loyle Carner über seine Vergangenheit rappt, ist eine der Stärken des Albums. Man kann sich sofort damit identifizieren, denn eine Familie hat jeder und irgendwelche Probleme gibt es meistens. In seinen Songs macht der 22-jährige Londoner nicht auf dicke Hose, versteckt sich nicht hinter großmäuligen Posen.
Die Stücke auf Yesterday’s Gone erinnern in ihrer jazzigen Lässigkeit an Hiphop-Künstler wie Common, Mos Def und A Tribe Called Quest. Echte Instrumente kreieren einen warmen Sound und dankenswerter Weise verzichtet Loyle Carner auf Autotune oder ähnliche Effekte.
In den Songs erzählt Loyle Carner zum Beispiel von seinem verstorbenen Großvater. Bei ihm hat er viel Zeit verbracht, nachdem sein leiblicher Vater die Familie verlassen hat, als er noch sehr klein war. Auch sein Bruder und seine Mutter tauchen in Carners Texten auf und seine Oma, deren Eierkuchen er versucht nachzukochen.
Kochen mit Carner
Überhaupt: Kochen liegt Loyle Carner offenbar sehr am Herzen. Er leidet an ADHS, einer Aufmerksamkeitsstörung, und kochen hilft ihm dabei, ruhiger zu werden. Und weil er offenbar ein echt dufter Typ ist, hat er das Kochprojekt „Chili Con Carner“ ins Leben gerufen. Dort können Jugendliche mit ADHS kochen lernen und – weil sie es oft in der Schule nicht gerade leicht haben – dadurch Wertschätzung erfahren.
Mit seinen direkten Songs über echte Menschen ist Loyle Carner ein großartiges Debüt gelungen. Yesterday’s Gone – Die Vergangenheit ist vergangen, aber die Zukunft von Loyle Carner leuchtet in rosigen Farben.