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Umarmen wieder den Pop: MGMT.
Foto: Brad Elterman

Album der Woche: MGMT – Little Dark Age

Zurück zum Pop

Mit Hymnen wie „Kids“ katapultierten sich MGMT vor zehn Jahren in die erste Reihe der angesagten Indiepopacts. Danach folgten Spacerock-Experimente, die Fans und Kritiker etwas ratlos machten. Auf „Little Dark Age“ beweisen MGMT, dass sie immer noch sehr schmissige Popnummern schreiben können.

Erst sind sie gefeierte Stars, später reicht es nicht mal mehr für eine Rolle Toilettenpapier. Im Video zu ihrem Song Me and Michael scheinen sich MGMT selbst auf die Schippe zu nehmen. Am Ende wird aber doch alles gut für die Band im Video. Und auch die echten Andrew VanWyngarden und Ben Goldwasser zeigen auf ihrem neuen Album Little Dark Age, dass sie immer noch sehr eingängige Songs schreiben können.

Schulterpolster und Vokuhila

MGMT sollte eigentlich gar keine Band sein. VanWyngarden und Goldwasser lernen sich Anfang der 2000er an der Wesleyan University kennen, tauschen Musik aus und schreiben ein paar Songs. Sie treten in Schneemannkostümen auf, spielen bei Konzerten 45 Minuten lang die Titelmelodie von „Ghostbusters“ und geben der Campuszeitung absurde Interviews. Kurz gesagt, sie machen sich über alles und jeden gnadenlos lustig. Als ein Vertreter von Columbia Records ihnen einen Plattenvertrag anbietet, halten sie das auch für einen Witz. Aber ihre ironischen Texte über Rockexzesse, verpackt in Ohrwurm-Melodien, machen aus ihnen über Nacht die Hoffnungsträger des Indiepop.

https://www.youtube.com/watch?v=OTHHeIAYfuU

Der überraschende Erfolg ist MGMT aber scheinbar so suspekt, dass sie auf den folgenden Alben genau das Gegenteil von dem machen, was von ihnen erwartet wird. Da reihen sich sperrige Spacerock-Experimente und ausufernden 12-Minüter aneinander, so richtig hören will das aber keiner. Nach einer kleinen Auszeit setzt die Band mit Little Dark Age an, Herzen und Ohren zurückzuerobern und umarmt wieder den Pop. Und zwar den aus den 80ern. Tears for Fears, Cars und Hall and Oates klingen an. Glitschige Keyboardmelodien, Synthieriffs und Elektrodrums mit viel Hall erwecken Bilder von Schulterpolstern und Vokuhilas vor dem inneren Auge.

Nur ein kurzes Zwischenspiel

In ihren Texten setzen sich VanWyngarden und Goldwasser mit den nervigen Nebenwirkungen von exzessivem Social Media Konsum auseinander. Keine ironischen Rockstarfantasien mehr, im Gegenteil. Unvermeidlich findet auch die aktuelle politische Situation Eingang in die Songs bzw. den Albumtitel. Für MGMT ist Ära Trump nur eine kurze Zeit der Dunkelheit: a little dark age.

Little Dark Age ist ein gelungener Neubeginn für MGMT. Aber die Band hat für ihre eigene Zukunft offenbar andere Visionen. Sie könnten sich vorstellen, Kunstinstallationen statt Alben zu machen, gaben MGMT kürzlich in einem Interview zu Protokoll. Aber vielleicht war das auch wieder nur ein Witz, wie damals im College.

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