Nach 30 Jahren und mehr als ein Dutzend Alben, veröffentlicht Nick Cave mit seinen Bad Seeds ein neues Album. Es trägt den Namen Push The Sky Away und lädt ein zum fröhlichen Interpretieren. Eigentlich ist es ja so: Entweder man ist Nick Cave-Fan und kennt alle Alben und alle seine Phasen oder eben nicht. Dann ist Nick Cave einfach ein Name, der ein riesiges Werk hinter sich herzieht. Man weiß einfach nicht, wo man anfangen soll reinzuhören. Mit dem neuen Album fällt das gar nicht so schwer.
Push The Sky Away ist wunderbar leichte Kost, zumindest musikalisch. Die Becken plätschern leise und die Gitarren flirren langsam vor sich hin. Ganz unaufgeregt. Ganz anders als bei seinem letzten Album Lazarus und dem Projekt Grinderman. Nick Cave spielt wieder den Blues. Oder wie er es ausdrückt: Push The Sky Away ist weiblicher als frühere Werke.
Das Buch „Bunny Munro“ und die Grinderman-Sachen beschäftigten sich alle mit Männerthemen. Sie sind einfach sehr neurotisch und sexuell aufgeladen. Und das wollte ich diesmal außen vor lassen.
Die Bad Seeds und Nick Cave lullen den Hörer wunderschön ein in einen Sound, der an Klischees erinnert: Musik für den Roadtrip, die Flasche Wein oder die gewissen Stunden. Auf keinen Fall ist Push The Sky Away ein Album zum nebenbei hören. Es ist ein komplettes Werk, in dem der einzelne Song nicht im Vordergrund steht, so wie es heutzutage immer üblicher wird. Das Album hat an Stellenwert verloren, das ist auch Cave bewusst:
Die Leute durchforsten heute lieber Youtube, als sich ein Album anzuhören. Als wir unserem Manager das Album vorspielten, fragte er: „Und ihr erwartet dass sich das jemand anhört in voller Länge?“. Wir haben also noch mal dran gearbeitet und einen Kompromiss gefunden.
Nick Cave & The Bad Seeds sind keine abgehalfterte Altherrenband. Sie waren immer zu cool für Fans aus ihrer eigenen Generation. Und sie waren immer zu intelligent für Teenager, die nach einer Legitimation fürs Saufen und Kiffen suchten. Auch wenn Cave den Rock’n‘Roll verkörpert, singt er nicht von Freiheit oder Rebellion. Vielmehr erzählt er Geschichten aus seinem Leben, fügt Fantasien hinzu und spart nicht an religiösen Verweisen.
In ihrer 30-jährigen Bandgeschichte hatten die Bad Seeds zig verschiedene Besetzungen, mal über Jahrzehnte hinweg, mal nur für ein Album. Nur Nick Cave ist bis heute übrig geblieben. Trotzdem sind alle wie eine große Familie mit alten und neuen Mitgliedern, erzählt Cave:
Ich halte auch heute noch Kontakt mit alten Bandmitgliedern wie Blixa Bargeld und Barry Adamson. Die Bad Seeds sind wie eine Clique oder Kommune zusammengewachsen und haben sich eben nicht aus den Augen verloren.
Obwohl Push The Sky Away ein so leises Album ist, ist es keinesfalls traurig. Es ist das Werk einer gesetzten Band, die weise genug ist, um zu sagen: „Alles andere haben wir gar nicht mehr nötig.“