Statt einer Aspirin nehme er bei Kopfschmerzen lieber einen Schluck Brandy, sagt Robert Finley am Anfang des Videos zu seinem Song Get It While You Can. Vielleicht ist das ja das Geheimnis hinter seiner rauen, intensiven Bluesstimme. Von der war Black Keys-Frontmann Dan Auerbach jedenfalls so angetan, dass er den 63-jährigen Finley als ersten Künstler für sein neues Label Easy Eye Sound verpflichtet hat. Und nicht nur das, mit Goin‘ Platinum hat er mit ihm ein Album voller Blues, Soul und Rock’n’Roll aufgenommen.
Mit der Armeeband durch Europa
Eigentlich macht Robert Finley schon sein ganzes Leben lang Musik. Er kommt aus Bernice, einer Kleinstadt in Louisiana. Als er elf Jahre alt ist, gibt ihm sein Vater Geld für neue Schuhe. Finley kauft sich stattdessen eine gebrauchte Gitarre und bringt sich das Spielen bei. Mit 17 tritt er in die Armee ein. Er wird in Deutschland stationiert und soll dort eigentlich Hubschrauber reparieren. Finley übernimmt lieber die Stelle als Leiter der Armeeband und tritt mit ihr in ganz Europa auf. Zurück in den USA ist das Leben als Musiker schwierig, deshalb verdient Finley sein Geld viele Jahre als Zimmermann. Musik spielt er nur noch nebenbei. Als er fast vollständig erblindet, muss er seinen Tagesjob aufgeben und spielt wieder öfter vor Publikum. Beim Musizieren auf der Straße wird er von einem Mitglied der Music Maker Relief Foundation angesprochen. Die Organisation unterstützt ältere Musiker und mit ihrer Hilfe nimmt Finley sein erstes Album Age Don’t Mean A Thing auf.
Als Dan Auerbach ein Video von Robert Finley sieht, ist er sofort hellauf begeistert. Gemeinsam schreiben sie neue Songs und nehmen sie mit hochkarätigen Sessionmusikern auf. Darunter sind der Erfinder des Gitarrentwang Duane Eddy und der Schlagzeuger Gene Chrisman, der schon mit Elvis Presley gespielt hat. Für Robert Finley eine einmalige Gelegenheit, die er nicht vermasseln wollte. Hat er auch nicht.
Wir bekommen Platin!
Ob 60s-Rock, Soul, Blues oder Boogiewoogie – die Musiker sind in allen Genres zu Hause und Finleys Gesang steht ihrer Performance in nichts nach. Er musste die Texte auswendig lernen, denn lesen kann er wegen seiner schlechten Augen nicht mehr. Aber langweilig runtergeleiert wird hier selbstverständlich nichts. Finley macht sich die Songs zu eigen, singt mal schmachtend und beschwörend, mal getrieben und verzweifelt.
Angesichts der vielen Grammys in Dan Auerbachs Studio, soll Robert Finley augenzwinkernd gesagt haben, dass er auch gerne so einen hätte. Und dass sie mit dem Album Platin-Status erreichen würden. Vielleicht bringt ihnen der Albumtitel ja Glück. Aber auch wenn es mit dem Grammy nichts wird, preisverdächtig ist Goin‘ Platinum von Robert Finley in jedem Fall.